Kreuzverschlag, Feiertagskrankheit, SER, Verschlag

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Kreuzverschlag, Feiertagskrankheit, SER, Verschlag

Beitrag von Nightmoon » Do 25. Dez 2008, 10:34

Bei Kreuzverschlag auch Feiertagskrankheit, Verschlag oder SER (sporadic exertional rhabdomyolysis genannt) haben Pferde eine Entzündung der Rückenmuskulatur, die enorme Schmerzen mit sich bringt.

Das Pferd nimmt eine Schonhaltung ein, wo es die Vorderbeine weit nach vorn streckt und die Hinterbeine nach hinten. Der Rücken wird dabei nach unten durchgebogen. Diese Position/Haltung des Körpers erinnert an eine Schaukelpferdposition oder an einen Sägebock, bringt dem Pferd aber ein wenig Entspannung und Schmerznachlass.
In schweren Fällen kann es auch Fieber mit sich bringen und das Pferd ist nicht mehr in der Lage zu stehen. Es wird sich dann hinlegen wollen.
(Wenn Ihr gerade unterwegs seid, dann versucht das Hinlegen zu verhindern, so weit dies noch möglich ist.)

Es entsteht durch falsche Kombination von Ernährung und Bewegung, das heißt zu viel Kohlenhydrate im Futter und keine ausreichende Bewegung.
Aufgenommene Kohlenhydrate werden im Körper zu Glukose umgewandelt und diese setzen sich in Form von Glykogen in der Muskulatur ab. Oder besser gesagt, es wird im Muskelgewebe gespeichert.
Glykogen ist sehr wichtig, dass die Muskeln einwandfrei arbeiten können. Wenn aber das Pferd plötzlich keine Bewegung oder nur noch sehr sehr wenig Bewegung hat, dann kann dieses Glykogen nicht richtig verwendet werden.
Die Folge davon ist, oftmals, wenn das Pferd dann wieder mehr oder normal gefordert wird, dass sich die Rückenmuskulatur dann entzündet. Logisch, weil das zu viel gespeicherte Glykogen nicht abgebaut werden konnte.
Früher hat man das häufig so nach den Feiertagen bei Pferden gemerkt, wo sie nicht arbeiten mussten, deswegen heißt es auch im Volksmund Feiertagskrankheit.
Es spielt dabei auch keine Rolle, ob es nun ein Sportpferd oder Freizeitpferd oder ein "einfaches" Arbeitspferd ist, betroffen sein können davon alle.
Wichtig dabei ist auch, die Herzfrequenz ist dabei stark erhöht.

Wodurch kommt das?

Die häufigste Ursache dafür ist die Pauschalfütterung.
Das heißt, das Pferd bekommt jeden Tag die selbe Futtermenge und das gleiche Futter, aber das Pferd wird unterschiedlich stark oder teilweise gar nicht beansprucht, bei gleichbleibender Futterzusammenstellung.

Wie kann man das also verhindern?

Das Allerwichtigste ist immer eine ausgewogene Ernährung, die immer individuell an die Leistung des Pferdes angepasst werden muss und das nicht nur einmal Allgemein, sondern täglich.
Das heißt, wenn ein Pferd sehr viel leisten muss, dann sollte es auch hochwertige Nahrung bekommen und wenn das Pferd nicht so viel leisten muss, dann muss man die entsprechenden Energielieferanten (Kohlenhydrate z. B. ) entsprechend reduzieren.

Was kann ich tun, wenn ich diese Symptome bei meinem Pferd bemerke?

1. Sofort einen Tierarzt informieren/holen

2. Das Pferd nicht mehr bewegen!!!
(Falls Ihr mit dem Pferd gerade unterwegs seid, das Pferd auch dort stehen lassen und mit einem Pferdeanhänger abholen, egal wie weit Ihr gerade weg seid. Es darf nicht mehr bewegt werden!)

3. Das Pferd sofort absatteln/ausspannen und die Schonhaltung des Pferdes akzeptieren!

4. Den Rücken des Pferdes warmhalten, entsprechende Decke drauflegen. ( Notfalls auch die eigene Jacke - besser als gar nichts)

Das Pferd darf deshalb nicht mehr bewegt werden, weil jede weitere Bewegung des Pferdes diesen Zustand akut verschlimmert! Bitte seid ganz geduldig, ruhig und lieb dabei. Versucht Euer Pferd zu beruhigen, denn es hat in diesem Fall extrem starke Schmerzen!!! Gut ist, wenn Jemand bei dem Pferd bleiben kann, bis Ihr Hilfe holen konntet. Wenn man natürlich ein Handy dabei hat, dann ist ein Tierarzt oder andere Hilfe auch entsprechend schneller zur Stelle.

Der Tierarzt wird Euch dann entsprechend weitere Anweisungen dazu geben, wie Ihr weiter verfahren müsst und könnt.

Es geht nicht ohne die Hilfe des Tierarztes!!!!

© Nightmoon & tierpla.net 2008

Zusatz:
Häufig sind auch Pferde betroffen, die eine gespaltene Kruppe haben.
Man nennt sie deswegen Feiertagskrankheit, da es früher in vielen Ställen üblich war (heute leider vereinzelt auch noch), die Pferde Montags stehen zu lassen, den sogenannten Ruhetag. Am Dienstag wurden sie wieder voll geritten und da war es passiert. Außerdem nennt man sie auch schwarze Harnwinde, da der Urin dunkelbraun bis schwarz gefärbt ist.


© Dante & tierpla.net 2008


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Meine süße kleine Tessamaus, ich hab dir immer versprochen, dich nicht leiden zu lassen, ich hoffe Du verzeihst mir.[/align]

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