Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Bild

Moderator: Emmy

Antworten
Benutzeravatar
saloiv
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 12303
Registriert: Di 25. Nov 2008, 23:42
Land: Deutschland
Wohnort: Landsberg
Hat sich bedankt: 217 Mal
Danksagung erhalten: 309 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von saloiv » Mi 14. Aug 2013, 00:54

Ein Thema, das mir immer wieder durch den Kopf geht, ist das Thema Krankheit und Tierarzt...
In der Allgemeinbevölkerung geht die Tendenz (gerade bei kleinen Tieren) immer noch in Richtung "der Tierarzt lohnt sich nicht, ein neues Tier ist günstiger", in manchen Liebhaberkreisen, gerade in Foren und bei besser informierten Tierhaltern, die ihre Tiere nicht nur als Kindertier halten, geht die Tendenz dahin, bei jeder Schramme den Tierarzt aufzusuchen. Ein Kaninchen das einmal niest kommt in Quarantäne, ist Schnupfer und wird mit Antibiotikum voll gepumt. Ein Meerschweinchen mit kleinem Pilz bekommt gleich Imaverol & Co - und vorsichtshalber noch Ivomec, falls noch ein möglicher Parasitenbefall vorhanden ist. Wenn das Kaninchen Milben hat, bekommt es direkt Spot on.
Als unerfahrener Halter möchte man natürlich das Beste für das Tier (zumindest in diesen Kreisen) und in Foren wird man dazu angehalten, direkt den Tierarzt aufzusuchen.
Je länger ich Kaninchen und andere Tiere halte, desto mehr zweifel ich an dieser Einstellung. Auf der einen Seite gibt es Halter, die wie gesagt auch bei schmerzhaften, schweren Erkrankungen den Tierarzt nicht aufsuchen, auf der anderen Seite jedoch auch Halter, die wegen einer Zecke beim Tierarzt sind.
Übermäßige Tierarztversuche zweifel ich mittlerweile besonders aus folgenden Gründen an:
1. Kleintiere sind sehr empfindlich bei Transporten und Stress, der Stress kann teilweise das Immunsystem schwächen und stärkeren Krankheiten einen Lebensraum geben als die, wegen der man beim Tierarzt war
2. Viele Tierärzte reagieren auf schwache Erkrankungen mit absoluten Hammer-Mitteln, die den Organismus stark belasten und weder nötig, noch sinnvoll sind.
Wie seht ihr das? Wie viel behandelt ihr selber, ab wann geht ihr zum Tierarzt?


Bild
Ich wünsche Dir...
dass Du arbeitest als würdest Du kein Geld brauchen.
dass Du liebst, als hätte Dich noch nie jemand verletzt.
dass Du tanzt, als würde keiner hinschauen.
dass Du singst, als würde keiner zuhören.
dass Du lebst, als wäre das Paradies auf Erden.

Benutzeravatar
halloich
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 7046
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:47
Land: Deutschland
Wohnort: RheinSiegKreis //zwischen Bonn und Köln
Hat sich bedankt: 51 Mal
Danksagung erhalten: 229 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von halloich » Mi 14. Aug 2013, 06:50

saloiv hat geschrieben:2. Viele Tierärzte reagieren auf schwache Erkrankungen mit absoluten Hammer-Mitteln, die den Organismus stark belasten und weder nötig, noch sinnvoll sind.
Ich konnte letztes Jahr die Erfahrung machen das es auch andere Tierärzte gibt.
Meine TÄ meinte erst mal wollen wir die Lungenentzündung in den Griff kriegen, dann verschwinden die Milben vermutlich auch von selbst wieder.
So war es auch.
Ja, ich weiß solche TÄ sind selten.

Meine TA hat auch Patienten die Sonntags den Notdienst wegen Milben (auch beim Hund) in Anspruch nehmen, also so übertrieben muß es nu nicht sein.
saloiv hat geschrieben:1. Kleintiere sind sehr empfindlich bei Transporten und Stress, der Stress kann teilweise das Immunsystem schwächen und stärkeren Krankheiten einen Lebensraum geben als die, wegen der man beim Tierarzt war
Wenn ich mit einen Tier regelmässig zum TÄ müsste, würde ich vermutlich einen mobilen TA-Service suchen, wo man "Kleinigkeiten" zu Hause untersuchen und behandeln kann.

Zudem versuche ich einen TA auf zu suchen der nicht zu weit weg ist.

Das Thema allgemein ist aber sehr schwierig.
Wir wissen das gerade bei Meerschweinchen eine leichte Erkältung zu einer fetten Lungenentzündung werdes kann. Und für einen Leien ist es schwer zu erkennen ist es jetzt nur eine Erkältung, oder doch schon auf die Lunge geschlagen.
Kleine Kratzer beobachte ich erst, Milben und Haarlinge auch, aber wenn sich was entwikelt bin ich auch beim TA, zum selber Behandeln fehlt mir der Mut, ich habe Angst was falsch zu machen und dem Tier zu schädigen, deswegen vertrau ich den TÄ.

Und wenn es in richtung Mund/Zähne geht, muß eh erst mal eine Diagnose her, also mit röntgen und so.


In Foren den Leuten raten geht schnellst möglich zum TA oder beobachtet erst mal ist immer riskant.
Jeder User schreibt anders und sieht die "Krankheit" anders, auch je nach Vorgeschichtet reagiert ein User unterschiedlich auf Krankheitsanzeichen beim Tier.
Ein User gerät in Panik und das Tier ist halb tot bei einem Kratzer, beim nächsten User ist es nur eine leichte Verstimmung obwohl das Tier schon fast tot ist. Alleine vom lesen weiß man nie wirklich wie es dem Tier geht und ob es besser wäre zum TA zu gehen.
Zudem kommt es darauf an wie der user beobachtet, mache schreiben sie beobachten, sehen die Tiere aber nur eine Stunde am Tag, der nächste sitzt dauern bei den Tieren.


Bild

Benutzeravatar
Entensusi
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 6005
Registriert: Sa 9. Okt 2010, 21:41
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 380 Mal
Danksagung erhalten: 282 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von Entensusi » Mi 14. Aug 2013, 08:21

Ich rate z.B. bei den Laufenten auch dazu, mit einem unklaren Fall zum Tierarzt zu gehen. Einfach deswegen, weil Ferndiagnosen so schwierig sind, und man sich doch ein wenig verantwortlich fühlt, wenn man denn so eine Frage beantwortet.
Der Begriff "beobachten" ist wirklich sehr schwammig, und ich habe gerade gemerkt, dass ich da sehr von mir ausgehe - also mit "beobachten" wirklich meine, dass man das Tier fast den ganzen Tag im Blick hat. Und nicht nur 3mal kurz nach ihm schaut. :?
Und dann hoffe ich halt auf die Eigenverantwortung des Tierbesitzers! Ich muss ja für mich auch immer abwägen, was denn nun dran ist, die Tierärztin in der Nähe, die Fahrt in die Tk, oder eine Fahrt quer durch die Stadt zum Geflügelspezialisten. Und ich kann nicht sagen, dass ich immer richtig gehandelt habe.
Für mich ist es dann auch oft nicht leicht, Behandlungsmethoden einfach zu akzeptieren. Vor allem, wenn man schon einen ähnlichen Fall hatte, und es "damals" anders ging. (Beispiel: unsere frühere TÄ hat Abszesse bei Katzen immer nur gespült - zwar mussten wir dann ganz lange zuhause das noch weiter machen, aber es gab nie eine OP. Bei Ronja wurde ja sofort eine OP angesetzt, bei der Katze meiner Freundin auch. :hm: )
Schlimm finde ich, wenn man sich in einem Forum reinsteigert. Das scheint gerade bei Spezialforen häufiger der Fall zu sein: ob es beim Menschen um eine bestimmte Krankheit oder Eigenheit geht, oder bei Tieren um nur eine Tierart. Andererseits auch wieder ganz sinnvoll, denn dort könnten sich ja wirklich die Spezialisten sammeln! :hm:
Aber manchmal frage ich mich schon noch "wie hätte der oder die entschieden, wenn es kein Inernet gäbe? Was hätte er getan? Was würde ICH tun?"


Liebe Grüße, Entensusi und ihre Tiere

Benutzeravatar
Ringelsöckchen
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 227
Registriert: Mo 5. Aug 2013, 08:54
Land: Deutschland
Wohnort: Süddeutschland
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von Ringelsöckchen » Mi 14. Aug 2013, 09:48

Mir war es von Anfang an sehr wichtig, da ein gewisses Gleichgewicht hinzubekommen. Wir gehen zum Tierarzt, wenn die Tiere WIRKLICH krank sind (bei den Kastras natürlich auch "einfach so", weil sie halt nötig sind, um Nachwuchs zu verhindern, bzw. bei den Kaninchenweibchen, weil sie verhaltensauffällig waren und die Kastras angeraten, weil es sonst zu tödlichen Veränderungen in der Gebärmutter kommen kann, bzw. bei einem unserer Weibchen sogar ganz unbemerkt schon ein bösartiger Tumor entstanden war) und ansonsten wird erstmal abgewartet und beobachtet.

Da gehört aber eine gewisse Erfahrung dazu, um das überhaupt erstmal einschätzen zu können, die ich einem Tierneuling nun nicht unbedingt zutrauen würde! Deshalb würde ich da dann schon eher raten, doch lieber einmal zu oft drüber gucken zu lassen. Mit der Zeit entwickelt man dann ja ein Gespür dafür, wann es dem Tier wirklich schlecht geht, bzw. was man wirklich angucken lassen sollte und bei was man geduldig erstmal "abwarten" kann.

Außerdem haben wir uns eine wirklich super Tierärztin gesucht, die sich gerade mit unserem Kleingetier auch wirklich auskennt und eben gerade NICHT vorschnell irgendwas verschreibt. Mit Schnupfi Sam waren wir nun schon zweimal bei ihr (einmal als der klare Fließschnupfen einfach über einen längeren Zeitraum vorhanden war und er immer wieder nieste, über Tage verteilt, und ein zweites Mal als der Schnupfen nicht mehr klar, sondern eitrig war). Beide Male schickte sie uns ohne Medis wieder heim, weil Sam zwar rumschnupft und immer mal wieder niest, beim Abhören aber schlicht nix hat. Hätte ich drauf bestanden, hätte sie mir ein AB für ihn mitgegeben, aber das wollte ich selbst sowieso lieber vermeiden.

Genauso jetzt bei den Hefen - sie hätte mir im Prinzip auch sofort Nystatin mitgeben können, hat sie aber selbst für übertrieben gehalten. Ich bin ihr da total dankbar, dass sie selbst das sehr pragmatisch und vernünftig sieht. Wenn sie dann aber sagt, dass die beiden Arthrosis eben Schmerzmittel brauchen, dann glaube ich ihr das GERADE weil sie sonst eher so sparsam Medis verschreibt! Zu ihr kann ich also mit gutem Gefühl gehen und weiß, dass sie meine Tiere nicht unnötig "zu Tode behandelt".

Das Alter meiner Tiere gibt ihr sowieso recht. ;) Floxi (Kaninchen) starb mit 7,5 Jahren, Kaia starb überhaupt erst mit 9,5 Jahren. Die Meerschweine sind bereits 7,5 und noch von der Arthrose abgesehen putzmunter. Die Kaninchen sind 7,5 und gut 8 Jahre alt, nur die Jüngste ist gerade mal 2,5 Jahre alt (was sie ohne passende Behandlung meiner TÄ aber gar nicht erst geworden wäre, sie war in miserablem gesundheitlichen Zustand, als wir sie übernahmen, und wir waren überhaupt nicht sicher, ob wir sie durchbringen können).

Immer, wenn ich zu zweifeln anfange, ob ich alles richtig mache, dann denke ich mir: "Wenn die Tiere alle so alt werden, kann ich nicht sooooo viel falsch machen!". :D



Benutzeravatar
darie
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2255
Registriert: Do 28. Jul 2011, 13:15
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 205 Mal
Danksagung erhalten: 319 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von darie » Mi 14. Aug 2013, 10:50

@Ringelsöckchen Im Großen und Ganzen stimm ich Dir zu, ich handhabe es genauso, aber bei diesem Satz muss ich doch mal nachfragen ;)
Ringelsöckchen hat geschrieben:Immer, wenn ich zu zweifeln anfange, ob ich alles richtig mache, dann denke ich mir: "Wenn die Tiere alle so alt werden, kann ich nicht sooooo viel falsch machen!".
Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass die Halter, denen jüngere Tiere sterben, es nicht richtig machen :grübel:

Oder hab ich Dich da falsch verstanden? :hm: :lieb:



Benutzeravatar
Ringelsöckchen
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 227
Registriert: Mo 5. Aug 2013, 08:54
Land: Deutschland
Wohnort: Süddeutschland
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von Ringelsöckchen » Mi 14. Aug 2013, 12:17

Nee, natürlich nicht. Ganz oft steckt man ja auch gar nicht drin. Das ist ein Satz, den man schlicht nicht umdrehen darf. ;) Er bedeutet nur in unserem Fall, dass ich nicht soviel zweifeln brauch, weil sicherlich nicht alle meine Tiere so alt geworden wären, wenn ich ganz schlimme Fehler in der Tierhaltung gemacht hätte. (Was aber nicht bedeutet, dass alle ganz schlimme Fehler machen, deren Tiere jung sterben - man kann nicht jeden Satz umdrehen, ohne dass man die Bedeutung total verdreht).



Benutzeravatar
Fredpe
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 1269
Registriert: Mo 17. Dez 2012, 23:45
Land: Deutschland
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 379 Mal
Danksagung erhalten: 309 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von Fredpe » Mi 14. Aug 2013, 13:44

Das ist genau mein Thema. :)
Ich kann das für meine eigenen Tiere (Kaninchen) inzwischen klar beantworten. Soviel wie nötig und sowenig wie möglich. (TA Besuche) Aber das war ein langer Prozess. :?
Ich halte seit ca. 5 Jahren Kaninchen, anfangs natürlich total unbedarft und viel zu wenig informiert. Dann bin ich durchs Internet gesurft und habe viel in Foren gelesen (leider in den 'falschen' wie mir im Nachhinein klar wurde). Daraufhin gab es eine Zeit, in der ich mit meinen Kaninchen Stammgast bei Tierärzten war. Das kann ich mir immer noch nicht verzeihen, wenn ich aus heutiger Sicht darüber nachdenke. Die armen Tiere waren natürlich total gestresst und dementsprechend viel öfter krank, als in der Zeit, als sie keinen TA kannten. Mit der Leserei in den Krankheitsforen habe ich eigentlich meine Kaninchen krank gemacht. :schäm:
Zum Glück habe ich im Laufe der Zeit dazugelernt.
Heute beobachte ich sie genau, bei Anzeichen behandel ich zuerst zu Hause und stresse sie nicht mehr mit sofortigen Besuchen beim TA.
Ich finde, es kommt auch immer auf die Tiere an. Meinem Samson zum Beispiel ist eigentlich keine Fahrt zum TA zuzumuten. Als Pénélopé kastriert wurde und am nächsten Tag zur Wundkontrolle musste, habe ich ihn mitgenommen zum kurzen Check. Er war danach fast drei Stunden nicht ansprechbar, während sie, selbst nach der Kastration tat, als wäre nichts gewesen.
Für Samson kommt meine TA inzwischen zu mir. Wenn wirklich mal was Schlimmeres wäre, was ich nicht mehr hier in den Griff bekommen kann, weiß ich auch nicht, was ich tun würde.
Paula ist so entspannt, sie mümmelt sogar während der Fahrt und beim TA. Da fahre ich, wenn ich nicht mehr weiter weiss. Gängige Schmerzmittel, Nux Vomica etc habe ich immer zu Hause, und versuche damit immer erste Krankheitsanzeichen in den Griff zu bekommen.
Man kann das Thema so pauschal nicht fassen, finde ich. Bei Kaninchen sind gute und erfahrene Tierärzte wichtig. Meine Tierärzte hier in der Nähe sind keine Spezialisten, daher musste ich mit Pénélopé immer eine einstündige Fahrt in Kauf nehmen. (Abszess und Kastration)
Ich denke, unterschiedliche Aspekte sind wichtig:
* erfahrene/r TA bzw Spezialist/in
* wie reagiert das Tier auf TA Besuche
* die Erfahrung des Halters in Bezug auf bestimmte Krankheiten und Anzeichen
Anderen bzgl. Krankheiten irgendetwas zu raten, finde ich auch immer schwierig, da man selbst das Tier nicht sieht, und die Situation nur aus den Beschreibungen kennt. Da kann man es eigentlich fast nur falsch machen, egal ob man dazu rät, abzuwarten oder einen Tierarzt aufzusuchen.


Liebe Grüße,
Melanie

Benutzeravatar
Hasilein
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 2415
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 10:57
Land: Deutschland
Wohnort: NRW
Hat sich bedankt: 453 Mal
Danksagung erhalten: 323 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von Hasilein » Mi 14. Aug 2013, 13:48

Ich glaube, der Stress beim Tierarzt ist echt nicht zu unterschätzen! Hab mir für mein Zahnkaninchen schon einen Dremel angeschafft, um die Zähne zuhause schleifen zu können.
(Was aber gar nicht so einfach ist :? )

Bei meinen Kaninchen versuche ich, Stress zu vermeiden. Letztes Jahr waren sie alle nach einem Umzug krank. Schnupfen, und eines bekam eine heftige Lungenentzündung. Da war ich dann natürlich beim TA. Aber nur mit dem Lungenkranken Kaninchen. Das wäre dort beinahe vor Angst und Stress gestorben. Also, war für mich klar, er muß zuhause gesund werden, ohne daß ich nochmal mit ihm zum TA fahre um nachzusehen, ob alles wieder in Ordung ist. Das war mir zu riskant. Wir haben es dann auch hinbekommen.
Er hat bis jetzt eine auffällige Atmung, die aber immer besser wird. Ich habe mich in seinem Fall für Ruhe und Zeit entschieden. Das ist jetzt fast ein Jahr her.
Ich glaube, wenn ich ständig beim Tierarzt wäre und abhorchen lassen würde, wäre er schon nicht mehr da! :hm:

Und ich meine, wie oft soll denn z.B. Murx noch von Wurmfarn und Co. schreiben? Man kann doch alles finden, was es braucht, um ein Kaninchen z.B. von Würmern zu befreien, statt literweise Panacur ins Tier zu schütten. Mit ein paar Würmlis hin und wieder müssen meine hier eh zurecht kommen.
Aber dieser Weg ist eben auch sehr mühsam, konsequent immer die richtigen Kräuter parat zu haben um sie ständig anbieten zu können, damit sie auch von Tier angenommen werden.

Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll, aber irgendwie muß ja auch alles immer an einem Tag ausradiert werden. Hautprobleme müssen sofort verschwinden, Pilz, und all solche Sachen. Da kommt dann immer direkt die Chemiekeule und dann wird sich gewundert, warum die nächste Krankheit vor der Tür steht. Und dann kommen die nächsten Chemiekeulen. Daneben wird aber vielleicht nichts geändert, nicht auf die Ernährung geschaut, auf Stress usw...

Naja, oder so ähnlich... :hm:
Aber bei den Menschen wird ja auch immer schön mit zuviel AB therapiert. Es wird zuviel operiert, wo andere Maßnahmen evtl. sinnvoller werden...

Hier im Forum schauen die Leute ja gern nach links und rechts, um Alternativen zu finden. Trotzdem ist es nicht leicht, da immer die richtige oder besser, überhaupt eine Entscheidung zu treffen.
Aber in anderen Foren will man von Alternativen ja bloß nix wissen. Da wird zum TA gerannt bis zum Gehtnichtmehr. Für jeden Pups.

Oder der lange Weg des Blütenpollens. Bis Murx mal auf die Finger gehauen hat. Daß ein Zuviel schlecht ist. Ich gebe aber kleine Mengen Pollen, wenn mal ein Kaninchen niest. Damit geht´s ganz gut bis jetzt (hoffe ich!).

Dieses Jahr bekam ein Kaninchen eine Blasenentzündung. Dann überleg ich erstmal. Aha, wieder Umzug, kalt draussen. Dann gehe ich erstmal davon aus, daß es der Umzugsstress war. Bei der TÄ angerufen, alles erklärt, und konnte dann Schmerzmittel und Rodicare abholen. Dazu hab ich sie noch reingeholt. Es wurde besser, bis ich sie wieder nach draussen setzen konnte. So konnte ich ihr den TA Stress ersparen. Achja und Angocin hab ich ihr gegeben. Inwiefern das geholfen hat, weiß ich nicht.

Sobald ein Kaninchen liegt und nicht mehr aufstehen will, wird´s kritisch. Dann läuten bei mir echt die Alarmglocken. Aber grad dann zum Tierarzt? Ich würde irgendwie versuchen, in solch einer Situation, einen TA kommen zu lassen.


@Ringelsöckchen
Ich will das nicht auf dich beziehen. Mir fiel dieser Link ein und dachte, der wäre ganz interessant, zumindest das mit dem Sparmodus.

[url]http://www.tierpla.net/post238630.html?hilit=kaninchen%20sparmodus#p238630[/url]

Im Link oben schrieb Murx:
Bei Kaninchen und Meerschweinchen (und vielen anderen Nagetieren) ists damit allerdings noch lange nicht zuende, denn die kennen nen Sparmodus, in den sie fahren, wenn das Leben nicht mehr lebenswert ist ... es kommt nicht von ungefähr, daß die Kuntibunti-Küchentisch-Einzelmeerschweinchen in Hamsterknästen bemerkenswert oft über 10 Jahre alt werden, sie schalten einfach auf Sparmodus, bewegen sich nicht mehr, leben nicht mehr, sondern vegetieren vor sich hin und warten auf bessere Zeiten, die aber nie kommen werden ... klar, im Sparmodus können Tiere durchaus doppelt bis dreimal so lange überleben ...



Benutzeravatar
saloiv
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 12303
Registriert: Di 25. Nov 2008, 23:42
Land: Deutschland
Wohnort: Landsberg
Hat sich bedankt: 217 Mal
Danksagung erhalten: 309 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von saloiv » Mi 14. Aug 2013, 14:32

Vielen Dank für eure Gedanken zum Thema...

Ich glaube halloich hat als erstes das Thema "Haltererfahrung" eingebracht. Ich hatte letztens einen Fall (ist schon etwas länger her), bei der ich am Telefon eine Halterin beriet. Es ging dabei um Mümmeline, die ich ja erst vermittelt habe (in ein großes Gehege (12m²) mit Partnerherren). Die Beiden wurden dort vergesellschaftet, ich hielt täglich Rücksprache wie der Stand ist. Die Halterin berichtete, dass sie sich jagen und berammeln und ihr Kaninchen nach einer Weile Angst vor Mümmeline zu haben schien. Wir feilten noch an Dingen wie z.B. die Schutzhütte zu zu machen, da sie Sackgassen hatte und ich riet ihr, sie eng zu beobachten... Sie erzählte mir täglich den Stand der Dinge, wer nun wen jagt, was sie nachts von den Beiden hörte (sie wirkte gestresst, weil sie oben drüber schlief) und das Mümmelines Auge leicht gerötet sei, evtl. sei sie bei der Vergesellschaftung irgendwo gegen gelaufen usw. usf.
Ich fragte sie immer etwas genauer, z.B. ob das Auge nur gerötet ist oder auch Ausfluss hat und ob Verletzungen sichtbar seien. Ich vermutete Luftzug als Ursache.
Ich bekam eine Weile später Mümmeline zurück und das andere Kaninchen nahm ich mit auf (Erni). Als ich sie wieder sah, war sie völlig verschreckt, fast schon traumatisiert und ihr Auge sah so aus:
PB186667.JPG
PB186687.JPG
(die Fotos entstanden als schon das Auge tierärztlich behandelt wurde)

Ich hatte noch mehr solche Erlebnisse, bei denen ich gemerkt habe, dass es Leute gibt, die einfach gar kein Gefühl für´s Tier haben und die auf jeden Fall immer gleich zum Tierarzt gehen sollten...

Ich handhabe es so, dass ich jede Krankheit sehr ernst nehme und umgehend behandel, genau untersuche usw. aber nicht gleich zum Tierarzt gehe. Oft probiere ich 1-3 Tage selber zu behandeln und wenn es nicht hilft, gehe ich zum Tierarzt. Allerdings geht es dabei um sehr leichte und überschaubare Krankheiten. Wenn das Kaninchen dreimal niest, bekommt es erst einmal Angocin, wenn dann der Schnupfen nach 2 Tagen nicht besser ist oder er sich schon am ersten Tag verschlimmert oder über das Niesen hinaus Symptome eintreten, wäre ich gleich beim Tierarzt um die Lunge abzuhorchen usw.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.


Bild
Ich wünsche Dir...
dass Du arbeitest als würdest Du kein Geld brauchen.
dass Du liebst, als hätte Dich noch nie jemand verletzt.
dass Du tanzt, als würde keiner hinschauen.
dass Du singst, als würde keiner zuhören.
dass Du lebst, als wäre das Paradies auf Erden.

Benutzeravatar
halloich
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 7046
Registriert: Sa 10. Jan 2009, 17:47
Land: Deutschland
Wohnort: RheinSiegKreis //zwischen Bonn und Köln
Hat sich bedankt: 51 Mal
Danksagung erhalten: 229 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von halloich » Mi 14. Aug 2013, 16:29

Bei manchen kann man auch sagen "beobachte mal", die schauen dann wirklich nur und handeln nicht wenn es schlimmer wird :arg:
Wenn man solche Leute persönlich kennt und die Tiere kennt kann man besser raten "warte ab", oder "geh lieber zum TA"

Bei Leuten wo ich weiß wie die ticken oder weiß das die Leien sind rate ich dann lieber einmal mehr zum TA zu gehen, auch wenn es stressiger ist.
Fredpe hat geschrieben:Ich kann das für meine eigenen Tiere (Kaninchen) inzwischen klar beantworten. Soviel wie nötig und sowenig wie möglich. (TA Besuche) Aber das war ein langer Prozess. :?
Das unterscheibe ich glatt :top:


Bild

Benutzeravatar
Ringelsöckchen
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 227
Registriert: Mo 5. Aug 2013, 08:54
Land: Deutschland
Wohnort: Süddeutschland
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 15 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von Ringelsöckchen » Do 15. Aug 2013, 09:09

Hasilein hat geschrieben:@Ringelsöckchen
Ich will das nicht auf dich beziehen. Mir fiel dieser Link ein und dachte, der wäre ganz interessant, zumindest das mit dem Sparmodus.

[url]http://www.tierpla.net/post238630.html?hilit=kaninchen%20sparmodus#p238630[/url]

Im Link oben schrieb Murx:
Bei Kaninchen und Meerschweinchen (und vielen anderen Nagetieren) ists damit allerdings noch lange nicht zuende, denn die kennen nen Sparmodus, in den sie fahren, wenn das Leben nicht mehr lebenswert ist ... es kommt nicht von ungefähr, daß die Kuntibunti-Küchentisch-Einzelmeerschweinchen in Hamsterknästen bemerkenswert oft über 10 Jahre alt werden, sie schalten einfach auf Sparmodus, bewegen sich nicht mehr, leben nicht mehr, sondern vegetieren vor sich hin und warten auf bessere Zeiten, die aber nie kommen werden ... klar, im Sparmodus können Tiere durchaus doppelt bis dreimal so lange überleben ...
Ja, solche Fälle gibt es auch. Das find ich die ganz besonders traurigen Fälle. :(

Zum Glück brauch ich mir DA aber keine Sorgen machen, meine Tiere sind alles mögliche, aber garantiert nicht im Sparmodus. *g* Deshalb fühl ich mich da auch nicht angegriffen / angesprochen.

Zum Stress: Jedes Tier reagiert anders auf Stress. Ich hatte gerade bei den Kaninchen bisher meistens Kampfkarnickel - die drehen beim TA total auf, wehren sich nach Leibeskräften und sind hinterher dann natürlich echt gestresst von all dem Wehren. Allerdings ist das wirklich NUR beim Tierarzt. Die Fahrt verbringen alle damit, ihre Box umzuräumen, mümmeln Heu oder was man ihnen sonst gegeben hat, buddeln die reingelegten Decken um, teilweise liegen sie sogar total entspannt da. Und auch daheim hoppseln sie dann aus der Box, putzen sich ganz empört die restlichen Tierarzt-Geruchsspuren ab und stürzen sich auf's bereitgelegte Futter, als hätte es seit Ewigkeiten nichts mehr gegeben.

Lediglich 2 sind da anders - Klausi reagiert eher verängstigt auf die Transportbox und mag es nicht sonderlich. Er erträgt es aber stoisch und wehrt sich auch beim TA eigentlich gar nicht. Aber auch er ist hinterher, wenn man ihn daheim wieder rauslässt, nicht weiterhin gestresst, sondern putzt sich und frisst und ist höchstens noch eine Spur vorsichtiger als sonst sowieso schon, wenn ich mich dem Gehege nähere. Er reagiert allerdings genauso gestresst darauf, wenn ich ihn nur daheim einfange, um ihn anzusehen. Er hasst einfach Kontakt zu Menschen...

Und Fanny ist total tiefenentspannt. Die hat vor dem Tierarzt überhaupt keine Angst und kommt sogar freiwillig aus der Transportbox und guckt sich neugierig um. Neulich haben wir sie dort hoppeln lassen, um zu sehen, ob sie sich normal bewegt und sie untersuchte alles genauestens und legte sich zu guter Letzt entspannt in den Hundekorb... :lol:



Benutzeravatar
Gurkenfresser
Planetarier
Planetarier
Beiträge: 309
Registriert: Mo 22. Okt 2012, 17:51
Land: Deutschland
Hat sich bedankt: 17 Mal
Danksagung erhalten: 25 Mal
Geschlecht:
Kontaktdaten:

Re: Tierarzt-Hype eher schädlich als sinnvoll?

Beitrag von Gurkenfresser » Do 15. Aug 2013, 10:48

Ich fahre zum Tierarzt, wenn ich weiß dass ich dem Tier selber nicht helfen kann.

Bis auf 1x Umzugstresspilz der schnell selber weggegangen ist, war das leider bislang immer der Fall.

Tumore, Krebs, Grützbeutel, Herz, Kastrationen.....

Die Kastrationen mal ausgenommen,
habe ich den Großteil des Geldes aber bisher nur in eine Blutlinie investiert.
Das Sollalter haben nur 2 von 5 erreicht, wovon eine noch lebt.

Unterstützend zur Behandlung gibt es dann Kräuter zusätzlich zur Standardmischung.
Die wissen in der Regel auch dass sie es fressen sollen.

Vor einigen Jahren habe ich mir Katzenboxen gekauft, diese mit Einstreu gefüllt und in das Gehege gestellt. Sie kennen die Box und gehen freiwillig rein wenn ich sie ihnen vor die Nase stelle. Ein Schweinchen hat die Fahrt zum Ta immer zum Anlass genommen zu pennen, sodass ich ihn vorsichtig wecken musste


lg Denise + Hamsterchen Willi

Antworten

Zurück zu „Allgemein“