Altersarmut und Tierhaltung

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Moderator: Emmy

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Altersarmut und Tierhaltung

Beitrag von Entensusi » Sa 3. Aug 2013, 06:57

Mir ist aufgefallen, dass hier im Forum ab und zu die "Tiertafel" erwähnt wird.
Nun habe ich in der Tierklinik einen Fleyer gesehen, und die Formulierung darauf war "unsere Kunden sind Hartz IV-Empfänger, obdachlos, arbeitslos oder Rentner" - so krass formuliert gibt das schon zu denken.
Nun spricht ja jeder über Altersarmut, aber irgendwie rechnet doch keiner damit, dass es ihn selbst treffen könnte?
Weil es hauptsächlich ein Frauenproblem ist? Oder weil man hofft, dass über die Witwenrente noch so einiges abgefangen wird? Aber wie lange wir es die noch geben... ist ja eigentlich "ungerecht". Und basiert auf einem Familienmodell, das völlig "out" ist.
Also, und nun kommt z.B. so eine Rechnung wie bei Kalle in der Klinik. Ich weiß, dass ich dort in Raten zahlen könnte, oder dass mein Tierschutzverein die Kosten vorschießen würde. Aber damit ist das Problem ja nicht wirklich gelöst.. denn nach einer kranken Katze kommt ein kaputter Kühlschrank und nach dem kaputten Kühlschrank die Rechnung für .. Ihr wißt, was ich meine.
Kurz und gut, ich frage mich, ob wir uns "im Alter" überhaupt noch Tiere, und wenn ja, welche, leisten können.


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Re: Altersarmut und Tierhaltung

Beitrag von Murx Pickwick » Sa 3. Aug 2013, 13:11

Vor 70 Jahren gab es Zeiten, wo es, was Tierhaltung anging, es weitaus schlimmer zuging wie nun in der Jetzt-Zeit ...damals hatten wir einen unnötigen Krieg, der ne Menge in Deutschland zerstört hat - viele waren Obdachlos und ohne Heimat. Dennoch wurden selbst in dieser Zeit ganze Zuchten durchgefüttert, Geflügel wurde in Kutschen in kleinen Käfigen durch halb Deutschland gekarrt und mit dem durchgehungert, was man noch am (ziemlich abgesammelten) Wegrand und auf Wiesen für die Hühner fand. Selbst Pferdezüchter und Eselzüchter hatten es irgendwie geschafft, einen kleinen Teil ihrer ehemals stolzen Zuchten über diese Zeiten zu bringen - trotzdem alles, was vier Hufe an den Beinen und nen langen Hals hatte, für den Krieg eingezogen wurde ...

Menschen sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, in höchster Not ihre Familien und Tiere durchzubringen! Man wird sich wieder gegenseitig helfen - vor allem dann, wenn die Interessen ähnlich sind.

Die Frage ist also falsch gestellt ... die Frage lautet nicht, ob wir uns im Alter überhaupt noch Tiere leisten können, sondern vielmehr, was alles an liebgewonnen Selbstverständlichkeiten von uns über den Haufen geworfen werden muß, um noch die gewünschten Tiere halten zu können ... und ob wir nicht eventuell nach und nach wieder zu einer Nutztierhaltung im Kleinen und Garten auf dem Fensterbrett kommen, statt uns nur Luxustiere zu halten und uns die Produkte massenproduzierter Nutztiere und Nutzpflanzen reinzuziehen ...

Anders, wie noch in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts haben wir jedoch einen Riesenvorteil - wenn wir mal alt sind, haben die meisten von uns keine Probleme, das Internet zu benutzen - so können wertvolle Informationen, wie man sich und seine Tiere selbstversorgen kann, schnell verbreitet werden - solche Tips, wie beispielsweise Bärenklau gegen E. c. werden wie Lauffeuer sich verbreiten, wir werden also deutlich weniger Medikamente zahlen müssen - bleiben nur noch teure OPs, für die es dann sicherlich noch keinen natürlichen Ersatz gibt ... aber Operationen sind einfach etwas, was sowohl für den Menschen, als auch fürs Tier schwierig wird - zumal es nicht mal sicher ist, daß das Krankenversicherungssystem, wie wir es momentan haben, beibehalten wird ...

Beim Tier wirds dann so sein, wie bei den Pferden auch heutzutage - solange die Tiere gesund sind, sind sie billig, man kann sie aus der Natur ernähren (und wenn man sich als Rattenfänger verdingt und so Ratten und Mäuse mit Fallen für die liebe Mietz zuhause fängt), sobald aber eine teure OP ansteht, ists aus ... fürs Tier gibts den Gnadenschuß, der Mensch muß sich dann halt bis zum Tode quälen, wenn die OP nicht bezahlt werden kann.



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Re: Altersarmut und Tierhaltung

Beitrag von Entensusi » Sa 3. Aug 2013, 22:56

Murx Pickwick hat geschrieben: Menschen sind sehr erfinderisch, wenn es darum geht, in höchster Not ihre Familien und Tiere durchzubringen! Man wird sich wieder gegenseitig helfen - vor allem dann, wenn die Interessen ähnlich sind.

Die Frage ist also falsch gestellt ... die Frage lautet nicht, ob wir uns im Alter überhaupt noch Tiere leisten können, sondern vielmehr, was alles an liebgewonnen Selbstverständlichkeiten von uns über den Haufen geworfen werden muß, um noch die gewünschten Tiere halten zu können ... und ob wir nicht eventuell nach und nach wieder zu einer Nutztierhaltung im Kleinen und Garten auf dem Fensterbrett kommen, statt uns nur Luxustiere zu halten und uns die Produkte massenproduzierter Nutztiere und Nutzpflanzen reinzuziehen ...
ja-ein. Solange es ein Tabu ist, die Menschen sich schämen, wird es kaum zu "gegenseitigem Helfen" kommen. Und wenn ich mich an die Erzählungen aus dem Krieg erinnere, meine Familie mütterlicherseits war da ja sehr mitteilsam, dann war Hilfe selten "umsonst".
Und die Tiere waren ja Lebensgrundlage für die Menschen und kein Hobby, wie jetzt meine Tiere.
Außerdem ist es immer anders, wenn es im Grunde allen dreckig geht - von Ausnahmen abgesehen - als wenn man zu den erwähnten Randgruppen "obdachlos, arbeitslos oder Rentner" zählt.

Dazu kommt, dass ich, z.B. ja nun weiß, was mit moderner Medizin zu machen ist. Wenn ich mir nun den Fall "Kalle" ansehe, da war ja nicht mal eine OP beteiligt. Aber er wurde in der Klinik komplett versorgt, mit Infusionen und Tralala. Gut, auf das Röntgen hätte man evtl. verzichten können, da letztendlich meine "Erstdiagnose" gestimmt hat. Aber ich denke nicht, dass ich ihn hier zu Hause durchgebracht hätte. Wenn es also blöde läuft, dann kann das Tier zwar klinisch gerettet werden, gehört mir aber nicht mehr, weil ich die Kosten nicht aufbringe.
Wie nun die genaue Rechtslage ist, weiß ich nicht, aber soviel ich weiß, darf ein TA kein Tier einschläfern, das noch gerettet werden kann. Bei Nutztieren ist das wohl anders, darum vermute ich, dass Du mit dem Pferd Recht hast, das würde wohl gehen.
Oder aber ich lass mein Haustier schlicht und ergreifend verrecken, weil ich weiß, dass mich ein Tierarztbesuch in den Ruin treibt. Und ich möchte echt nicht wissen, wie viele Tiere genau dieses Schicksal trifft. Jetzt, hier und heute.


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Re: Altersarmut und Tierhaltung

Beitrag von Murx Pickwick » So 4. Aug 2013, 00:19

Oder aber ich lass mein Haustier schlicht und ergreifend verrecken, weil ich weiß, dass mich ein Tierarztbesuch in den Ruin treibt.
Momentan sind die Leute, wie hier im Forum, die eigentlich fast alles Mögliche für ihre Tiere tun, damit es ihnen gut geht, die Ausnahme, nicht die Regel. Der Normalfall ist auch heute noch ganz ohne Not, daß man das Tier schlicht und ergreifend verrecken läßt, sobald der TA mehr wie die Anschaffungskosten kostet.

Hier im Tierplaneten - und nicht nur hier - kannst du dafür beobachten, daß jetzt schon Hilfe gegeben und organisiert wird, klar, ganz altruistisch ist das nie, wenn man selbst Hilfestellung gibt, hat man doch immer im Hinterkopf die Hoffnung, selbst in einer Notlage die gleiche Hilfe zu bekommen ... aber vom Prinzip her funktioniert es, solche Netzwerke entstehen halt durchs Internet und werden in der Regel auch gehalten.

Ähnlich sieht es aus bei anderen Interessengruppen - Kaninchenzüchter oder Geflügelzüchter beispielsweise ... dieses Jahr, wo die Unwetter in einigen Gegenden so furchtbar waren, daß einige Menschen ihre Wohnung, ihr Haus, ihre Tiere, ihr Hab und Gut verloren, wurden über die Geflügelzuchtverbände und über die beiden großen deutschen Kaninchenzüchterverbände allein deutlich mehr gespendet und Aufbauhilfe geleistet, wie unser Vater Staat bzw die anderen Staaten ihren Mitgliedern zubilligen wollten.
"Randgruppen", wie Arbeitslosen, Rentnern etc wird genauso geholfen - Vorraussetzung, engagiertes Mitmachen beim Hobby Kaninchenzüchten bzw Geflügelzüchten.

Ich denke, es gibt inzwischen weitere Netzwerke, wo es so funktioniert, ich kenn halt nur einige Tierforen und halt die großen Geflügelzüchtervereine bzw Kaninchenzuchtvereine.

Besch*** dran sind nach wie vor all die Menschen, die eben nicht in solchen Netzwerken drin sind, aus welchen Gründen auch immer - für sie gibt es niemanden, der ihnen hilft! Das war vor 50 Jahren so, das war vor 10 Jahren so und das wird in 20 Jahren so der Fall sein ...
In Berlin hatte ich viele solcher Einzelschicksale kennengelernt - unabhängig von der Tierhaltung, angefangen von der Frau, die von ihrer eigenen Familie entmündigt wurde, aus ihrem eigenen Haus verjagt wurde und sich schließlich in einer winzigen Einzimmerwohnung mitten in der Stadt wiederfand, oder die alte Frau, die zeit ihres Lebens auf ein tolles Grab gespart hatte, damit sie nicht irgendwo im "Armengrab" verscharrt werden würde, die aber dann feststellen mußte, daß die "Trümmerrente" hinten und vorne nicht reichte und der solange die ihr zustehende Sozialhilfe verwehrt wurde, bis sie ihr sauer erspartes Geld fürs Grab aufgebraucht hätte und so weiter und so fort ... wer in keinem Netzwerk organisiert ist, hat geloost, es gibt keine Hilfe ... das heißt doch, wer Glück hat, trifft auf engagierte Sozialarbeiter oder aber wird vom weißen Ring aufgefangen.
Und diese arbeiten zum Glück unabhängig von unserem Staat.

Übrigens - nach der geltenden Rechtslage dürfen selbstverständlich Tiere eingeschläfert werden, die noch zu retten wären ... selbst gesunde Tiere dürfen nach Gesetzeslage eingeschläfert werden. Ein Großteil der Tierärzte sind es hier, die sich weigern, da weiter mitzuspielen, weil sie der Meinung sind, daß für sie der erweiterte Hippokrateseid gilt ... ein Tierarzt will sich schließlich als Heiler sehen und nicht als Schlachter.



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Re: Altersarmut und Tierhaltung

Beitrag von Entensusi » So 4. Aug 2013, 07:48

. wer in keinem Netzwerk organisiert ist, hat geloost, es gibt keine Hilfe ... das heißt doch, wer Glück hat, trifft auf engagierte Sozialarbeiter oder aber wird vom weißen Ring aufgefangen.
Und diese arbeiten zum Glück unabhängig von unserem Staat.
Ok, Solidargemeinschaften und Netzwerke können funktionieren.
Was ich aber sehe ist, dass sich Leute, die in die Armut rutschen - gerade Rentner! - so schämen, dass sie sich aus diesen Netzwerken und Solidargemeinschaften zurückziehen. Dazu kommen Hass und Wut, welche die Leute verbittert und somit Hilfe schwierig macht. Wer hilft schon gerne einem zänkischen alten Weib, das nichts anderes zu vestehen gibt als dass es keine Hilfe möchte? Eigentlich? Sondern SELBER WILL.
OK, nun zum Beispiel meine Mutter (bei der das zum Glück kein Thema ist), die ohne Internet in vielen Gemeinschaften integriert ist, sei es Turnverein, Wanderclub, Malen, ehemalige Kollegen, etc. Aus den Vereinen, die Geld kosten, würde sie sich wohl zuerst zurück ziehen. Dann da, wo man noch etwas darstellen möchte, bei den Kollegen. Was vermutlich bliebe, wären die alten Freunde, die man aber ganz sicher nicht um Geld bittet, sondern die einem zuhören und einfach nur "da sind". Schlussendlich die Familie, der man nicht "zur Last" fallen will. Wobei meine Mutter es wohl eher schaffen würde, für ihre Tiere Hilfe anzunehmen als für sich selbst "Für mich würde ich ja nicht bitten, aber..." ist ein Satz, den ich mir bei ihr gut vorstellen könnte. Das deckt sich wohl auch mit den Erfahrungen an der Tafel, dass die Leute bei der Tiertafel wesentlich lockerer sind als bei der normalen.

Das andere ist, so Kleintierzüchter haben andere Ziele als wir... natürlich freuen die sich prinzipiell über jedes neue Mitglied, aber sie sind doch manchmal sehr "speziell". .. aber gut, ich denke ich versteh von Prinzip her, was Du meinst.
Ich sage aber auch, das funktioniert nur, wenn sich ein Mensch mit dem Konzept "Armut" ausgesöhnt hat, und gerade das ist bei Rentnern ganz oft nicht der Fall. Weil sie vorher ganz gut gelebt haben. Weil sie "ein Leben lang gearbeitet haben" - im Beruf oder in der Familie. Weil sie sich ganz einfach betrogen und verarscht vorkommen. Allein, dass sie im selben Atemzug wie "obdachlose und arbeitslose" genannt werden, ist doch ein Schlag ins Gesicht.
Wobei der Weg in diese anderen beiden "Zustände" ja schnell, schuldlos und unfreiwillig passieren kann - nur, "Rente" ist ja etwas, das zum Lebensplan irgendwie dazu gehört, im Gegensatz zu obdachlos und arbeitslos. Das Geld aus der Rente steht einem zu, die Ansprüche hat man sich verdient und erarbeitet, von dem möchte man bitteschön weiterhin gut leben. "Unsere Renten sind sicher" hat man halt gerne geglaubt. Stimmt ja auch, über die Höhe wurde ja nichts ausgesagt.
Und eine Versicherung gibt ja mitnichten Sicherheit, wie viele nach dem Sturm erfahren mussten.
Vielleicht sollte man die Arbeitslosenversicherung mit der Rentenversicherung zusammenwerfen, zumindest gedanklich. Warum soll jemand Geld bekommen, der eigentlich noch arbeiten könnte? Also zahlen wir hier wie da nur den Hartz IV-Satz. Genial, ich sollte Politikerin werden.
Da hätte ich aber zuerst Lehrerin werden müssen und mich verbeamten lassen, denn die Pension für Beamte ist ja ganz was anderes... :smile:

Noch vor ein paar Jahren waren Rentner die beliebte Zielgruppe für Werbung. Finanzstark, aktiv, was weiß ich. Rente war früher ein positiv belegtes Wort, nun ist es mit Angst verbunden. Und wenn Angst im Spiel ist, reagieren die Menschen oft seltsam....

Zu den kranken Tieren: ich fürchte, ich kenne nur Extremfälle - auf der einen Seite die, die für einen TA hungern würden, auf der anderen Seite die, mit denen wir es im Tierschutz zu tun haben. Ich denke, ein Tierarzt trifft häufiger auf dieses "das können wir uns nicht leisten!"-Problem, weshalb in der Tierklinik auch die Fleyer der Tiertafel ausliegen, schätzungsweise. Und es das Angebot gibt, in Raten zu zahlen.


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Re: Altersarmut und Tierhaltung

Beitrag von Murx Pickwick » So 4. Aug 2013, 14:33

Tja, wer die Macht hat, bekommt nunmal keine Rente, sondern entweder nen gut bezahlten Managerjob in der Wirtschaft oder ne saftige Pension ... war schon zu Zeiten des Absolutismus so, wer die Macht hat, hat das Geld - und das wohlfeile Recht, es den Anderen aus der Tasche zu ziehen ... :D
Du hast was falsch gemacht in deinem Leben, du hättest wirklich Politikerin werden sollen! :top:

Dazu kommt, daß es sich sowohl bei der Rentenversicherung, als auch der Arbeitslosenversicherung um keine Versicherungen handelt ... das erstere ist ein Generationenvertrag, das zweite die Sicherstellung, daß arbeitswillige Menschen, die gerade von der Industrie nicht gebraucht werden, arbeitswillig bleiben, bis sie nen neuen Job in der Industrie haben und nicht auf die blödsinnige Idee kommen, plötzlich für ihre Rechte auf die Straße zu gehen. Gedacht war das Konzept zu einer Zeit, wo für Fließbandarbeiten etc jede Menge Arbeiter gebraucht wurden ... und klappen kann das Konzept in einer Zeit, wo solche Arbeiten immer weniger werden, schlichtweg nicht mehr, da nicht genügend Erwerbstätige überbleiben, die noch in die Arbeitslosenkasse einzahlen können. Das ist der Hauptgrund, weshalb sich nun seit 2006 auch Selbstständige arbeitslosen"versichern" dürfen.

Daß der Generationenvertrag Rente zum Scheitern verurteilt ist, darüber wurde schon bei der Einführung der Rentenversicherung diskutiert - aber so kurz nach dem Krieg, wo es eh so wenig Alte gab, die eine Rente bekamen, war es dennoch für alle Beteiligten ein prima Geschäft - naja, für fast alle, die jüngere Generation bekam da schon anteilmäßig weniger wie die erste Rentner-Generation, zumal man ja am Anfang noch ne Menge übergebliebenen Alten ungestraft diskriminieren konnte (man denke hier nur mal an die Trümmerfrauen und -männer, welche trotz der enormen Leistungen beim Aufbau deutscher Städte nur die Grundrente bekamen - die müssen sich dann erstmal verscheißert gefühlt haben!)

Übrigens läßt sich an der Stelle noch etwas sehr Merkwürdiges feststellen ... ob Tierhalter ihre Tiere zum TA bringen oder ob sie die Leistungen beim TA bezahlen können oder nicht, hat nur wenig mit deren Einnahmen zu tun! Zwar nimmt seit gut 10 Jahren (plusminus) der Anteil der Tierhalter stark zu, welcher auch richtig Asche in die Genesung seiner Tiere versenkt, aber hier sind es merkwürdigerweise genau die Bevölkerungsgruppen, die eh schon wenig Geld haben oder von staatlichen Zuwendungen leben müssen.
Der Anteil derjenigen, welche eigentlich so rein vom Einkommen her gesehen locker teure Behandlungsmethoden bezahlen könnten, tun es oft genug nach wie vor nicht - die Meisten von ihnen sind der Meinung, sie werden nicht mehr in die Tiere investieren, wie die Tiere wert sind ... dabei sollte man genau in dieser Gruppe anteilmäßig besonders viele Menschen finden lassen, die besonders viel in ihre Tiere investieren - nur sind das halt nach wie vor die dankenswerten Ausnahmen.

Insofern bin ich mir sicher, für unsere Tiere wird sich in Zukunft die nächsten Jahrzehnte statistisch gesehen nix ändern, da müßte es uns schon so schlecht gehen, wie den Rumänen oder den Polen, bevor sich auch die Situation unserer Heimtiere verschlechtert. Für Rentner, die sich aufgrund ihrer Mittellosigkeit schämen, bedeuten die eigenen Tiere sogar die Chance, sich wieder einzugliedern in irgendein Netzwerk - die Sorge ums eigene Tier wird sie treiben, sie gehen zur Tiertafel, sie werden für ihre Tiere alles geben, damit es den Tieren gut geht ... vor allem, wenn sie irgendwann gänzlich allein sind und das Tier zum Familienersatz wird.
Daß eher für das Tier, wie für die Familie was getan wird, und dafür sogar die Anerkennung und Veröffentlichung des sozialen Abstiegs in Kauf genommen wird, nur damit es dem Tier wieder gut geht, halte ich für ein typisch deutsches Phänomeen ... in der extremen Ausprägung hab ich es nirgendwo anders kennengelernt (was natürlich auch daran liegen kann, daß ich in Deutschland lebe und nicht beispielsweise in Spanien oder in Kanada ... )

Wer bislang zuwenig Geld hatte, Tierarztkosten zu bezahlen, wird auch in Zukunft zuwenig Geld haben, die Tierarztkosten zu bezahlen - vollkommen unabhängig, ob es ihm finanziell besser oder schlechter geht - zumindest statistisch gesehen, Einzelfälle sehen bekanntlich ganz anders aus wie das statistische Mittel, da hat man teilweise erschreckende persönliche Schicksale.



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Re: Altersarmut und Tierhaltung

Beitrag von saloiv » So 4. Aug 2013, 17:10

Ja, Rentner sind leider in Deutschland wirklich arm dran und die Hauptkundschaft der Tafeln und Tiertafeln. Einige Tiertafeln bieten mittlerweile Unterstützung bei Tierarztkosten wenn die Kunden Festkunden sind, also regelmäßig Tierfutter bei der Tiertafel holen. Allerdings ist das auch so eine Sache... Wenn man nun das Tier artgerecht ernähren möchte, taugt das Tafelfutter vermutlich nicht immer, gerade wenn die Tiere empfindlich sind oder Allergien haben, wird man da seine Probleme haben und dann entsprechend auch keine Unterstützung bei Tierarztkosten bekommen.
Meines Erachtens gehört das gesetzlich geregelt, so wie auch bei Arztkosten - Rentner und Empfänger von Sozialleistungen bekommen die Krankenkasse gezahlt, damit keiner ohne ärztliche Behandlung leben muss.
Man könnte z.B. einführen, dass Tierärzte einen gewissen Prozentsatz sozial benachteiligter Menschen als Kunden führen müssen zu entsprechend angepassten Preisen. Aber ich denke da sind wir noch weit von entfernt...


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dass Du liebst, als hätte Dich noch nie jemand verletzt.
dass Du tanzt, als würde keiner hinschauen.
dass Du singst, als würde keiner zuhören.
dass Du lebst, als wäre das Paradies auf Erden.

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