Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

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Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von WELLEN » Mo 3. Jun 2013, 19:46

Es gibt eine Petition gegen die Sendung "Die Hundeflüsterin - Maja Nowak hilft" im ZDF
https://www.change.org/de/Petitionen/sofortige-absetzung-der-sendung-die-hundefl%C3%BCsterin-maja-nowak-hilft-zdf?utm_campaign=autopublish&utm_medium=facebook&utm_source=share_petition" onclick="window.open(this.href);return false;

Grund ist, dass Maja Nowak vorgeworfen wird entgegen jedweder aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu arbeiten, obwohl sie, aufgrund Ihres Studiums der Hundepsychologie, über eben diese verfügen müsste. Es wird gesagt, dass sie die Körpersprache des Hundes konsequent falsch ignoriert oder interpretiert. usw...

Eine Sendung kann man sich hier ansehen. https://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1871100#/beitrag/video/1871100/Die-Hundefluesterin" onclick="window.open(this.href);return false;

Da ich die Frau nicht kannte, habe ich mir nun die Sendung angesehen und kann nicht so ganz sehen, dass sie irgendwas falsch macht?! :grübel: Ich find die Frau voll in Ordnung und gut.
Somit seh ich auch keinen wirklichen Grund die Petition zu unterschreiben.

Jetzt frag ich mich natürlich ob nur ich das so sehe und vielleicht blind bin für irgendwas.
Wie seht ihr das denn? Wie findet ihr sie und ihre Arbeit mit Hunden? :lieb:



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 3. Jun 2013, 20:46

Die Frau ist genial!
Das sag ich jetzt nicht, weil sie letztendlich das Gleiche macht wie ich, sondern weil sie einen Weg gefunden hat, es den Hunden deutlich schneller zu zeigen wie ich ... und sie kann erklären, was sie tut. Sie weiß also, was sie tut.

Was mich nun interessiert, wie kommt sie mit wirklich aggressiven Hunden zurecht, was macht sie mit passionierten Jägern ... daß sie mit wirklich schwierigen Angsthunden klarkommt, hat sie mit Marcy gezeigt.
Ich werd mal schauen, daß ich noch mehr über diese Frau finde ... irgendwoher muß ja diese Petition kommen - in dem Film wird nicht ersichtlich, was sie falsch machen soll (außer, daß sie ein wenig unkonventionell ausbildet.)



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Rennmaus » Mo 3. Jun 2013, 21:27

Ich bin noch am schauen, aber die ersten 15 Minuten sind absolur fantastisch! Sie macht doch genau das Richtige!
Ohne Gewalt kann dem Hund gezeigt werden: ich bin Chef und ich hab keine Angst, wenn ich sage es ist ok, dann kannst du das glauben.
Naja, so nach dem Motto, wisst ihr wie ich meine?
Absolut genial, warum gibt es gegen diese Frau ne Petition???? Das ja wohl das allerletzte.....



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Rennmaus » Mo 3. Jun 2013, 21:54

So, die Sendung is in 5 MInuten vorbei....
Ich kann nur sagen:
Ich finde es eine absolute Sauerei, dass jemand eine Petition gegen diese Frau und ihre Arbeit macht!!!! Es ist so genial zu sehen was sie schafft und wie (aus den Augen eines Laien) einfach!!!! Und auch so super verständlich für den Hund, denn das muss es sein, so schnell wie es Änderungen gibt. OHNE Gewalt oder sonstiges! Was wird ihr denn vorgeworfen in der Petition?!
Kann man ne Petition gegen eine Petition machen?! Bin absolut fassungslos weswegen sie angeklagt wird...



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von WELLEN » Mo 3. Jun 2013, 22:57

Ich bin froh, dass ihr sie auch gut findet. :) Denn ich kann auch nicht nachvollziehen was einem da aufstoßen könnte um gleich ne Petition zu schreiben? Neid? :jaja:
Es wird ihr ja vorgeworfen, dass die Hunde Angst haben und traumatisiert werden. :grübel:
Im Schmusekurs wird man denke ich auch keinen Hund anleiten können. Etwas "angsteinflößend" muss man also schon rüberkommen um sich den Respekt zu verschaffen und die Hunde einem nicht auf der Nase rumtanzen. Wie sie das macht ist aber doch sehr ruhig und, wie ich finde, nicht so schreiend agressiv. Sie macht das ganz subtil, das find ich gut.
Ich werde jetzt denk ich auch mal andere Sendungen ansehen, denn ich bin nun auch neugierig geworden :D

@Rennmaus: die Petition sieht so aus https://www.change.org/de/Petitionen/sofortige-absetzung-der-sendung-die-hundefl%C3%BCsterin-maja-nowak-hilft-zdf?utm_campaign=autopublish&utm_medium=facebook&utm_source=share_petition" onclick="window.open(this.href);return false;

edit: in der BZ gab es noch einen Artikel über sie https://www.bz-berlin.de/kultur/fernsehen/psychoterror-fuer-den-hund-im-zdf-article1687918.html" onclick="window.open(this.href);return false;



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Melli » Mo 3. Jun 2013, 23:04

Habe mir nun 10 min angeguckt (d.h. die erste Szene in der Wohnung).
Ich fand das Verhalten der Trainerin nun auf den ersten Blick nicht so dramatisch, dass ich eine Petition einreichen würde. Aber im Prinzip sind die Einwände in der Petition aus lernpsychologischer Sicht richtig und ich hatte diesselben Gedanken, ohne vorher die Petition gelesen zu haben.

Erstmal ist die Moderation gleich zu Beginn natürlich falsch..die Trainerin würde ohne Belohnung und Bestrafung arbeiten. Das geht lernpsychologisch auch überhaupt nicht, denn auch sie lässt ja einem Verhalten positive und negative Konsequenzen folgen...

Was sie da zu Beginn mit dem Hund macht (ihn festzuhalten, bis er aufhört), ist völlige Reizüberflutung und führt in der Tat zu erlernter Hilflosigkeit. Der Hund lernt mit der Zeit, dass sein Verhalten ohnehin keinen Einfluss hat und lernt, dass er dem unangenehmen Reiz (fremder Mensch) ausgesetzt ist, ohne sich aus eigener Kraft daraus befreien zu können.
Lernpsychologisch ist dieses "das Tier in die Angstsituation bringen und so lange drin bleiben, bis es aufhört, sich zu wehren" tatsächlich überholt. Eben, weil es für das Tier eine völlige Reizüberflutung ist. Es lernt nur, dass er diesem unangenehmen, aversivem Reiz nicht vermeiden kann. Das führt dazu, dass das Tier den Reiz nur erträgt und mit der Zeit handlungsunfähig wird. Es gibt da auch wissenschaftliche Studien dazu, die genau diese Wirkung bei Mensch und Tier bestätigen.

In der Lernpsychologie arbeitet man da heute eher mit Formen der Gegenkonditionierung, wie z.B. der systematischen Desensibilisierung. Geht mit Methoden der klassischen Konditionierung so, dass man den negativen Reiz (fremder Mensch) mit einem positiven Reiz (z.B. Entspannungsübung, Spielzeug) koppelt. Dabei eben darauf achten, dass man den negativen Reiz so langsam steigert, dass der positive Reiz immer überwiegt.
Ich würde da aber eher mit der operanten Konditionierung arbeiten. D.h. ich würde ein Alternativverhalten des Hundes positiv bestärken (d.h. belohnen), das mit dem Agressionsverhalten unvereinbar ist. Z.B. ein Hinsitzen, ein zum Menschen schauen o.ä.. Und eben auch so langsam vorgehen, dass es für das Tier kein völliger Stress ist.

Tier und Mensch lernen am besten, wenn sie merken, dass sie selbst die Situation beeinflussen können. Das Pferd schick ich auch nicht in den Hänger und lass sie dann so lange drin stehen, bis sie es gut ertragen kann. Ich lass sie selbst reingehen und belohne jeden Schritt in Richtung meines Zielverhaltens. Das bedeutet aber auch, dass ich Geduld haben muss..wenn ich das Tier reinscheuchen würde, wäre ich schneller. So kommen wir das erste mal vielleicht nur bis zur Rampe. Aber es wird mit der Zeit merken, dass ihm nichts passiert, mutiger werden, ausprobieren. Ich setze meine Belohnungskriterien so, dass ich das Tier herausfordere, es aber auch immer Erfolgserlebnisse hat.


Wer sagt, dass zuverlässiges Verhalten bei diesem oder jenem Hund nicht ohne Strafe erreichbar ist, sagt nichts über den Hund aus, sondern beschreibt erst einmal seine eigenen Fähigkeiten. (Dr. Ute Blaschke-Berthold)

Liebe Grüße von Melli mit Hund Simba, den RB-Pferden Ásta und Hvatur und den Meerschweinchen Eumel, Kalahari, Paula, Ebby, Lilli und Lotta.

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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von WELLEN » Mo 3. Jun 2013, 23:14

Da ich mich mit sowas überhaupt nicht auskenne find ich sehr interessant was du schreibst, Melli.
Heißt das jetzt, dass der Hund so wie Nowak ihn ausbildet immer Angst haben wird, wenn er fremde Menschen sieht und sie einfach nur "aushält". Mit deiner Methode würde er dann keine Angst mehr vor den Menschen haben. Verstehe ich das richtig?
Aber kann es nicht auch sein, dass der Hund während des "aushaltens" lernt, dass ihm die fremden Menschen nichts tun und sich dann so die Angst auch legt?

edit: Frau Nowak behauptet ja von sich, dass sie an Probleme rangeht wie es ein Hund machen würde und Herr Rütters so wie ein Mensch :hm: Was meint ihr? ;)
gefunden hier: https://www.dogs-magazin.de/erziehung/5-fragen-an-maike-maja-nowak-59671.html" onclick="window.open(this.href);return false;



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Venga » Di 4. Jun 2013, 09:04

Ich hab mir eben die ersten Minuten von der Sendung angesehen (bis sie den Hund festhält und nicht ausweichen lässt) und war bedient.
Was die mit dem Hund macht, ist das gleiche wie ein Pferd einbrechen.
Einen ängstlichen Hund in genau die Situation zu bringen vor der er so viel Angst hat, ist das letzte Mittel um Vertrauen und Selbstvertrauen aufzubauen.
So lernt der Hund nur: fremde Menschen muss ich aushalten, sonst bezwingen sie mich. Er wird nie mit Selbstvertrauen und ganz frei Fremden begegnen, höchstens im Laufe von Jahren mal lernen damit umzugehen. Die Gefahr irgendwann mal richtig zu beißen ist mM nach schon vorprogrammiert.

Die Besitzerin von Mandy sollte den Hund lieber ablenken mit Übungen, wenn sie jemandem begegnen und sehr viel loben. Ablenkung kann sein: sitz, platz, ´nen Ball zeigen, ein Mäuseloch am Straßenrand,...
Ich hatte immer Leckerli in einer sehr laut raschelnden Tüte in der Tasche. Oder ein Leckerli in der Faust, das Venga versuchte raus zu fummeln. Das gab ich aber erst frei, wenn der doofe Hund, den sie nicht mochte, vorbei war.
So hatte Venga mit der Zeit gelernt, dass sie den Hund nicht anpöbeln braucht, weil das was ich mit ihr mache viel spannender und wichtiger war.


LG
Venga

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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Mrs Rabbit » Di 4. Jun 2013, 10:40

Ich konnte mir die Sendung nicht angucken. Es gibt inzwischen viele Sendungen über die Hundeerziehung, ich finde so gut wie alle daneben. Es gibt durchaus nützliche Tipps wenn ein Hund, fremde Menschen und/oder Hunde nicht mag oder angst hat - Hund ablenken, hier spielt die Musik - ich bin spannender.
Aber den Hund Festzuhalten und ihn mit den Sachen direkt zu konfrontieren finde ich daneben. Der Hund wird dadurch "gebrochen" und soll lernen damit zurecht zu kommen, das ist meiner Meinung nach, der falsche Weg. Ich mache sowas lieber mit Bestätigung, Ablenkung etc.

Meine Joy war früher ein total unsicherer Hund und hatte vor alles und jedem Angst. (Venga kennt Joy seitdem ich sie habe) Sie hat früher jeden fremden Menschen beim spazieren gehen angebellt, vor Männern hatte sie besonders viel angst. Wir haben mit positiver Bestätigung gearbeitet. Wenn Jemand zu Besuch da war, hatte er ihr nur die Hand hingehalten und erstmal ignoriert, später gab es von dem Besuch Leckerlies. So lernte sie das nicht alle Menschen böse sind. Unterwegs hatte ich Joy immer abgelenkt wenn Jemand vorbei kam. Inzwischen bellt sie niemanden mehr an. Wenn es an der Tür klingelt, schlägt sie Alarm und will begrüßt werden, hat der Besuch sich hingesetzt, springt Joy ihm meistens auf den Schoß und lässt sich durchknuddeln. :lieb:
Meiner Meinung nach, bekommt der Hund nur Selbstvertrauen, mit positiver Bestätigung und man muss ihm Sicherheit geben. Das geht aber nur, wenn die Bindung zwischen Besitzer und Hund vorhanden ist. Wenn die nicht vorhanden ist, muss man erstmal daran arbeiten und später die "Probleme" angehen.


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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Jun 2013, 10:42

Erstmal ist die Moderation gleich zu Beginn natürlich falsch..die Trainerin würde ohne Belohnung und Bestrafung arbeiten. Das geht lernpsychologisch auch überhaupt nicht, denn auch sie lässt ja einem Verhalten positive und negative Konsequenzen folgen...
Ein ganz klar widersprüchlichzustimmendes Njein ...

Was Nowak meint, ist das in der klassischen Konditionierung benutzte Lob/Strafe - und genau das wendet sie tatsächlich nicht an. Sie arbeitet dafür sehr stark mit Bedrängung, Raumforderung, ruhigem Verhalten und Verblüffung - also genau dem, womit sich auch Hunde gegenseitig beeindrucken.
Natürlich hat das auch was mit Strafreizen und Belohnungsreizen zu tun - wenn ich einen Hund bedränge, ist das erstmal ein Strafreiz, weicht er der Bedrängung aus, fühlt er sich nicht mehr bedrängt, ihm gehts also besser - ein Belohnungsreiz. Aber es ist eben nicht das klassische Halsbandrucken als Strafreiz und Futterbröckchen als Belohnungsreiz!
Es ist also hierbei genauso Definitionssache, wie auch in der "Hundeausbildung ohne Strafen", die streng genommen auch nicht ohne Strafe auskommt! Selbst das vielbeschworene Clickertraining ist kein strafloses Verfahren - im Gegenteil, wird die Übung abgebrochen, ist das sogar ein sehr starker Strafreiz!
Aber es ist eben kein Strafreiz im Sinne der klassischen Konditionierung ...
Was sie da zu Beginn mit dem Hund macht (ihn festzuhalten, bis er aufhört), ist völlige Reizüberflutung und führt in der Tat zu erlernter Hilflosigkeit. Der Hund lernt mit der Zeit, dass sein Verhalten ohnehin keinen Einfluss hat und lernt, dass er dem unangenehmen Reiz (fremder Mensch) ausgesetzt ist, ohne sich aus eigener Kraft daraus befreien zu können.
Wenn es das wäre, würde es erstens Wochen dauern und zweitens wäre dann ein Übergangsstadium sichtbar, wo der Hund richtiggehend anfängt zu zittern, genau so, wie so viele Zwerghündchen auf Ausstellungen.
Nun findet das Ganze jedoch innerhalb von einer Viertel Stunde statt!
In dieser Viertel Stunde kann noch keine Hilflosigkeit erlernt werden - und eine Resignation durch Reizüberflutung wirst du beim Hund erst frühestens nach einer Stunde erreichen!
Mal ganz davon abgesehen fehlen ausnahmslos alle Verhaltensmerkmale der Reizüberflutung:
Zittern, verstärktes Speicheln, verdrehen der Augen, Heulen oder Panikschreie oder Schmerzensschreie, erstmal sich verstärkende Ausbruchsversuche oder erstmal sich verstärkende Aggression und danach plötzliches Stillhalten, nach der Aktion Apathie oder zumindest deutlich sichtbare Erschöpfung ... es müssen nicht alle Merkmale auftreten - aber zumindest das ein oder andere, und das ist hier schlichtweg nicht der Fall.

Dafür finden sich einige dieser Merkmale beim normalen Spaziergang mit Marcy wieder:
Verdrehen der Augen und sich verstärkende Aggression gegenüber Mensch und Hund!
Wir haben also die Reizüberflutung bei einem ganz normalen Spaziergang!
Lernpsychologisch ist dieses "das Tier in die Angstsituation bringen und so lange drin bleiben, bis es aufhört, sich zu wehren" tatsächlich überholt.
Genau das macht auch Nowak nicht ... im Gegenteil, der angstauslösende Reiz wird erstmal weggelassen ... es wird etwas ganz anderes erstmal geübt, nämlich die Verbindung zum Hier und Jetzt aufbauen und halten ... aber dazu später mehr.
In der Lernpsychologie arbeitet man da heute eher mit Formen der Gegenkonditionierung, wie z.B. der systematischen Desensibilisierung. Geht mit Methoden der klassischen Konditionierung so, dass man den negativen Reiz (fremder Mensch) mit einem positiven Reiz (z.B. Entspannungsübung, Spielzeug) koppelt. Dabei eben darauf achten, dass man den negativen Reiz so langsam steigert, dass der positive Reiz immer überwiegt.
Ich würde da aber eher mit der operanten Konditionierung arbeiten. D.h. ich würde ein Alternativverhalten des Hundes positiv bestärken (d.h. belohnen), das mit dem Agressionsverhalten unvereinbar ist. Z.B. ein Hinsitzen, ein zum Menschen schauen o.ä.. Und eben auch so langsam vorgehen, dass es für das Tier kein völliger Stress ist.
Ich habe immer wieder mal solche Hunde wie Marcy in der Hand gehabt - genau das funktioniert bei diesen Hunden nicht!
Die Erklärung ist einfach, es handelt sich um stark traumatisierte Hunde ... was da bei jedem Spaziergang abläuft, ist nix weiter, wie eine ständige Retraumatisierung - daher auch die Reizüberflutung. Der Hund kann nicht lernen, er kann nicht abgelenkt werden, er denkt in der Vergangenheit, das Hier und Jetzt wird nicht mehr wahrgenommen, da legt sich Erinnerung wie ein böser Schatten über die tatsächliche Wahrnehmung!

Das Geheimnis ist, daß bei einem Trauma die Speicherung nicht richtig funktioniert - oder besser gesagt, sie wird an die lebensbedrohliche Situation, in der schnell reagiert werden muß, angepaßt. Die Daten, die reinkommen, werden ungefiltert und unausgewertet irgendwo abgelegt ... und dort liegen sie nun, verbunden mit der ausgestandenen Todesangst.
Wird nun das, was da abgespeichert ist, angesprochen, das kann passieren durch Gerüche, Gesten, Menschen, ka was alles, es kann also getriggert werden, so der Fachausdruck, kommt die gesamte Todesangst hoch - und alles, was bis dato gelernt wurde, wird sofort in den Verbindungen gekappt und vergessen!
Traumata können weder mit Gegenkonditionierung noch mit operanter Konditionierung bearbeitet werden! Auch das ist übrigens inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen!

Was nun Nowak macht, ist das, was in der Traumatherapie mit EMDR gemacht wird - oder mit anderen Reizen, die in der Lage sind, das Tier im Hier und Jetzt zu halten ...

Die ersten Minuten beruhigt sie einfach nur den Hund - und gibt für Hundeohren sehr auffällige Zischlaute von sich. Solange der Hund in Todesangst schwebt, weil eben seine Vergangenheit hochkommt, weil eben das Festgehalten werden erstmal triggert, nimmt der Hund nix mehr wahr - auch nicht dieses Zischen!
Sobald der Hund dieses Zischen anfängt, wahrzunehmen, passiert etwas verblüffendes ... erst muß die Todesangst nachlassen, damit der Hund die Zischlaute wahrnehmen kann. Sobald er die Zischlaute wahrnimmt, merkt er, er hat weniger Angst - und konzentriert sich zunehmend auf die nun beruhigend wirkenden Zischlaute (klappt natürlich nur, wenn die Zischlaute selbst keine Trigger darstellen, die wiederum Todesangst aus der Vergangenheit raufholen.) Der Hund wird ruhiger - und interessiert sich wieder für seine Umgebung!
Er hat also einesteils Verbindung zu den Traumata, die in seinem Hirn schnellgespeichert sind und er hat die Verbindung zum Hier und Jetzt - und genau jetzt kann die Verarbeitung des Traumas beginnen, der Trigger wird in den Raum geholt ... und der Hund immer wieder mit den Zischlauten in die Gegenwart geholt, so daß er lernen kann, daß der Trigger in Wirklichkeit ein harmloser, netter Mensch ist und nix mit seiner Vergangenheit zu tun hat!
Das Ganze unterstützt Nowak durch die Ablenkung mit ihrer Hand - hier findet wiederum eine echte Konditionierung statt, sie konditioniert den Hund auf ihre Hand, die in der Gegenwart ist ... und zwingt so den Hund, wieder in die Gegenwart zurückzukommen - und seine Todesangst in der Vergangenheit, also in seinem Hirn zu lassen ...

Beim EMDR beim Menschen werden die Menschen entweder zu schnellen Augenbewegungen von links nach rechts nach links nach rechts gebracht, oder aber es wird ein Reiz auf linkem Bein, rechten Bein, linken Bein etc gesetzt ... Marcy macht das verblüffenderweise alleine - dieses wegdrehen der Augen, wieder hinschauen, wieder wegdrehen ist letztendlich nix anderes ... das Ohrenspiel unterstützt das Ganze!
Wir haben hier also die Dokumentation einer Traumabehandlung mit einer auf Hunde umgemünzten EMDR-Behandlung! Und genau das ist das Geniale und Verblüffende!

Das mit dem hinter dem Menschen gehen ist einfach nur ein alternatives Verhalten bei Angst - nicht Angstaggression, sondern Angstschutz ... der Mensch ist eine optische und physikalische Barriere - wenn der Hund erstmal gelernt hat, sich hinter dieser Barriere zu verstecken, wenn da was triggert, wird er sich zwar um die Beine des Menschen wickeln, aber mit den Zischlauten wird er wieder ins Hier und Jetzt geholt - er bekommt die Möglichkeit, die momentan existierende Wirklichkeit zu beobachten ... und erst dadurch bekommt der Hund die Möglichkeit, die Situation selbst zu meistern! Er wird irgendwann nach vorne gehen - aber nun neugierig-vorsichtig und nicht in Todesangst schnappend! Erst an dieser Stelle ist es überhaupt möglich, mit operanter Konditionierung weiterzumachen ... wobei die gar nicht mehr notwendig ist, weil ja der Hund von sich aus sein Trauma verarbeiten will und deshalb jegliches Neugierverhalten, was zu neutralen und schönen Erlebnissen führt, selbstbelohnend wird. Marcy wird immer neugieriger werden und immer mehr von sich aus Erkunden - ohne Angstaggression!
Ein meilenweiter Unterschied zu vorher!
Der Hund kann endlich seelisch heilen!



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Rennmaus » Di 4. Jun 2013, 10:49

Aber mit dem Ablenken hat man im Prinzip ein Leben lang zu tun. In nem Moment wo dann nicht aufgepasst wird, kann es wieder zu Problemen kommen, weil man ja mal eben nicht ablenkt....mit der Methode arbeitet man meiner Meinung nach am Problem vorbei, das Tier muss sich dem eben nicht stellen.

Keine Frage, die ersten Momente wo sie ihn so festhält sind sicherlich furchtbar für den Hund!
Aber es ist ja nunma ne völlig unbegründete Angst (wenn man von den meisten Menschen ausgeht, Ausnahmen gibts ja auch da leider). Meiner Meinung nach agiert der Hund danach nicht nur aus Angst so, sondern es wird ihm quasi bewusst das sie Angst unbegründet ist, da sie danach ja total freundlich mit ihm umgeht. Und auch die erzwungene Nähe am Anfang erfolgt nicht mit enormer Gewalt und Wut, sondern sehr ruhig mit beruhigenden Lauten. Dem Hund wird meiner Meinung nach eben einfach gezeigt das die Angst völlig unbegründet ist und weiss Gott nicht bestehen muss, sodass er eben auch ruhig an die Sache rangehen kann, was er genau dann auch tut. Und so wie sie daliegt und schaut macht sie das garantiert nicht weil sie Schiss hat was anderes zu machen! Der Blick eines Angsthundes in einer ihm unangenehmen Situation ist meiner Erfahrung nach ganz anders als wie sie sich am Ende der "Übung" verhält.



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Selene » Di 4. Jun 2013, 11:03

Mir wird wirklich ganz anders, wenn ich sehe, wie sie diesen Hund zu sich hin zwingt. Sie geht an Probleme heran, wie ein Hund das machen würde? Wie würde denn bitte ein anderer Hund, diese arme, verängstigte Hündin davon abhalten, zu flüchten? Macht für mich keinen Sinn. Da kann ich Mellis und Vengas Argumentation viel besser nachvollziehen. In der Moderation wird gesagt, dass sie ohne Gewalt arbeitet. Was ist denn das zwanghafte Festhalten, wenn keine Gewalt? Klar, man sieht, dass das funktioniert in dem Moment. Wir werden aber nie erfahren, wie lange das Anhält, wenn die Trainerin wieder weg ist.
Menschen mit Spinnenphobie packt man doch auch nicht an den Haaren und hält ihr Gesicht an ne Vogelspinne dran? Das hat doch maximal zur Folge, dass der Phobiker einen Hass auf denjenigen entwickelt, der ihn hält. Ja, ein Hund ist kein Mensch, aber dass Hunde jemanden abgöttisch lieben, der ihnen sowas antut, kann mir keiner erzählen. Und muss das sein? Nein, geht auch anders, wie Melli und Venga ja schon beschrieben haben.

Sie bringt dem einen Hund Wurst mit, die sie ihm gibt, während er ruhiger wird. Das ist doch eine Belohnung! Ihn erst dann rauslassen, wenn er sich beruhigt hat, ist eine Belohnung. Der Hund verhält sich so, wie sie möchte, und bekommt dafür, was er möchte, nämlich: er darf raus. Es kommt halt drauf an, wie man es nennt.

Warum denn nicht beides? Geduld und Konditionierung und die Anwendung von Körpersprache/Lautsprache à la Hund? Einige Sachen, die sie sagt und macht, machen für mich durchaus Sinn, wie eben zum Beispiel das mit dem erst Rauslassen, wenn Hund sich beruhigt hat, oder rückwärts in den Zwinger reingehen, um den Hund nicht anzustacheln. Andere Sachen finde ich dann wieder weit hergeholt. Der Hund, der unruhig wird, wenn er allein zu Hause ist, macht sich Sorgen um sein Frauchen? Woran macht sie das denn bitte fest? Vielleicht hat der einfach nie gelernt, alleine zu sein, und findet das ganz schrecklich? Das was sie dann mit ihm machen, ist eigentlich auch wieder "normales" Hundetraining. Der Hund lernt, dass sein Frauchen wiederkommt.

Alles in Allem finde ich die Sendung nicht so tragisch, aber sehr widersprüchlich. Ich würde mir diese Sendung jedenfalls nicht anschauen. Aber ob die deswegen abgesetzt werden muss? Abgesehen von zwanghaften Festhalten des Angsthundes, das geht für mich gar nicht. Aber wie bei allen Hundeflüsterer-Sendungen, wird für mich hier nicht genug betont, wie viel Zeit und Arbeit das kostet, so einen Hund zu "reparieren", und dass das nicht innerhalb von 5 Minuten vor der Kamera geht. Das wird am Rande erwähnt, aber das denkt sich der begeisterte Zuschauer doch hinterher eh weg. Und dann zwingt der begeistere Zuschauer seinen Angsthund auch einfach mal in eine Horrorsituation, und dann beißt der Hund seinen Besitzer, einen anderen Hund oder gar jemand anderes, und dann haben wir den Salat. Na herzlichen Glühstrumpf. Insofern kann ich die Petition (die ich erst nach dem Anschauen der gesamten Folge gelesen habe) doch nachvollziehen.


Liebe Grüße von Selene und tierischem Anhang
Corey C. Barker - Corgi
Gordon, Tinkerbell, Faye - Köttelmaschinchen
Unvergessen: Nono, Boo, Lilly, Cara, Aoife, Auli, Karou, Minsc

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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Jun 2013, 11:14

@Selene:
Mach mir bitte einen Gefallen!
Bitte lies dir meinen Post genau durch - und dann sieh zu, daß du den zerpflückst!
Menschen mit Spinnenphobie packt man doch auch nicht an den Haaren und hält ihr Gesicht an ne Vogelspinne dran? Das hat doch maximal zur Folge, dass der Phobiker einen Hass auf denjenigen entwickelt, der ihn hält. Ja, ein Hund ist kein Mensch, aber dass Hunde jemanden abgöttisch lieben, der ihnen sowas antut, kann mir keiner erzählen. Und muss das sein? Nein, geht auch anders, wie Melli und Venga ja schon beschrieben haben.
Wo genau hat Nowak den Hund an den Haaren gepackt?
Wo genau hat Nowak den Hund mit dem Gesicht an einen fremden Menschen gehalten?
Der Hund, der unruhig wird, wenn er allein zu Hause ist, macht sich Sorgen um sein Frauchen? Woran macht sie das denn bitte fest?
Am Suchverhalten, der Lautgebung (leises Rufen) und der Mimik und Gestik des Hundes, welches sie auf den Filmen gesehen hat - ich komme bei dem, was da an Filmausschnitten gezeigt wurde, zum gleichen Schluß.
Aber wie bei allen Hundeflüsterer-Sendungen, wird für mich hier nicht genug betont, wie viel Zeit und Arbeit das kostet, so einen Hund zu "reparieren", und dass das nicht innerhalb von 5 Minuten vor der Kamera geht.
Tja ... hier ging es zwar nicht innerhalb von 5 Minuten vor der Kamera, aber innerhalb von einer Viertelstunde vor der Kamera und der Hund war ansprechbar, was er vorher nicht war!



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Selene » Di 4. Jun 2013, 13:49

Murx Pickwick hat geschrieben:@Selene:
Mach mir bitte einen Gefallen!
Bitte lies dir meinen Post genau durch - und dann sieh zu, daß du den zerpflückst!
War in keinster Weise auf dich bezogen ;) Ich habe meinen Post verfasst, während du deinen verfasst hast, und nur später auf Senden geklickt als du ;) Ich habe mich ausschließlich auf das bezogen, was ich in der Folge der Sendung gesehen habe, und meine Gedanken dazu geäußert.
Wo genau hat Nowak den Hund an den Haaren gepackt?
Wo genau hat Nowak den Hund mit dem Gesicht an einen fremden Menschen gehalten?
Stilmittel der Übertreibung. Nicht wörtlich zu nehmen. Entschuldige, schriftlich kommt wohl nicht alles rüber.


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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Jun 2013, 14:23

Dann sei es dir verziehen und vergeben :D

In letzter Zeit reagier ich einfach viel zu empfindlich drauf, wenn ich das Gefühl habe, überlesen zu werden ... sry, diesmal warst du das Opfer ...



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Selene » Di 4. Jun 2013, 15:19

Kein Problem :) Ich lese deine Posts immer mit großem Interesse, auch den langen oben! Nur hab ich den eben erst gelesen, nachdem ich meinen abgeschickt hab ;)


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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von WELLEN » Di 4. Jun 2013, 18:21

Ich habe mir jetzt noch nicht alles durchgelesen, aber was ich mich frage ist:

Was genau ist so schlimm daran sich mit genau dem zu konfrontieren vor dem man Angst hat? Warum sich ablenken? Was ist der Vorteil? Wenn ich Angst vor xy habe und mich ablenke (es ja dann verdränge), kann ich doch nie diese Angst besiegen? Oder doch? Ich dachte immer, dass man erst durch die Konfrontation und dann die Erfahrung, dass es nicht so schlimm ist wie man sich in seiner Phantasie ausgemalt hat davon befreit wird? :grübel:

Aber ich les dann erstmal...

edit:
Selene schrieb:
Sie geht an Probleme heran, wie ein Hund das machen würde? Wie würde denn bitte ein anderer Hund, diese arme, verängstigte Hündin davon abhalten, zu flüchten? Macht für mich keinen Sinn.
Ich habe aber mal im TV gesehen wie ein Hunderudel Streit hatte. Der Leithund ist dann auf einen der streitenden Hunde drauf und hat ihn einfach festgehalten. Der andere Hund konnte nicht mehr weg und konnte ihn nicht beissen. Er hat ihn lange so gehalten. Bis der unterlegene Hund ihn dann seitlich am Maul geleckt hat und dann war gut.
Wäre das nicht eine ähnliche Situation, die sich Nowak von dem Leithund Wanja in Russlang hat abschauen können?



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Jun 2013, 18:48

Mit dem Ablenken geht sehr gut, wenn es sich um sowas wie Spinnenphobie und ähnlichem handelt ... vor allem, wenn sowas sehr stark ausgeprägt ist. Wichtig ist nur, daß man den Angstreiz wahrnimmt, ihn dann aber bei etwas, was man sehr gerne tut, "vergißt", es nicht mehr die Hauptsache ist, sondern zur Nebensache wird.
Eine Nebensache ist nie so erschreckend, wie die Hauptsache - und wenn die Hauptsache dann auch noch Spaß macht, macht bald auch die Nebensache Spaß ...

Was bei normalen Ängsten auch sehr erfolgversprechend ist, ist die Gewöhnung mit Belohnung ... sehr schön von Mrs Rabbit beschrieben, wie sie ihre Joy wieder hinbekommen hat.

Bei Traumata hat man jedoch das Problem der Abspaltung ... man kann es überdecken, aber es kann nicht verarbeitet werden. In bestimmten Lebensphasen stark traumatisierte Hunde oder Hunde mit Fehl- und Falschprägungen werden deshalb nie zuverlässig werden - und da ist das, was die Frau Nowak da macht, so genial, weil sie dem Hund das Handwerkzeug und das Setting an die Hand gibt, da doch noch ranzukommen und es zu verarbeiten - und so hat dann auch irgendwann der Mensch was von, der Hund wird dennoch zuverlässig.



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Mrs Rabbit » Di 4. Jun 2013, 19:44

Murx Pickwick hat geschrieben:Was bei normalen Ängsten auch sehr erfolgversprechend ist, ist die Gewöhnung mit Belohnung ... sehr schön von Mrs Rabbit beschrieben, wie sie ihre Joy wieder hinbekommen hat.
Ich muss dazu noch sagen, das Joy eigentlich schon ziemlich panisch war und stark gelitten hatte. Besonders ausgeprägt war die Angst vor Männern mit tiefer Stimme. Sie kam aus schlechter Haltung und war darauf getrimmt zu gehorchen, egal wie groß die Angst auch war. Nachdem Joy 2 Wochen da war, kam mein Onkel spontan zu Besuch und Joy lag auf Vengas Hundedecke im Arbeitszimmer, mein Onkel sah sie, Joy legte die Ohren an. Er sprach sie lieb und mit ruhiger Stimme an "Ja wer bist du denn? komm doch mal her", Joy legte die Ohren an, klemmte den Schwanz ein, machte einen Angstpuckel und kroch zu mein Onkel hin und hinterlies eine Pieselspur. Also das Problem war wirklich schon massiv, da man ihr anmerkte wie unsicher und ängstlich sie war, sie legte die Ohren an und Zitterte wenn man auch nur in ihre Richtung guckte, sprach man sie an, war es ganz vorbei. Wir haben ihre Angst jedoch nicht ausgeblendet, sie wurde Tag täglich damit konfrontiert, da ich damals noch bei mein Eltern zuhause lebte als Joy zu mir kam. Wenn mein Vater nach Hause kam, gab er Joy zur Begrüßung immer mehrere Leckerlies und auch zwischendurch, wenn sie sich in seine Nähe traute. Es hat lange gedauert bis sie meinem Vater vertraute und keine Angst mehr zeigte, bei meiner Mutter und mir nicht ganz so lange. Aber es hat Monate gedauert bis sie auch vor fremden keine Angst mehr zeigte.
Heute lässt sie sich von jedem fremden Menschen den wir unterwegs treffen durchknuddeln und freut sich ein Keks.
Joy hat längst nicht alle Ängste besiegt und wir arbeiten immernoch dran. (fremde Hunde,vor einigen hat sie angst, bei einigen 'ne freche klappe und andere mag sie wieder auf anhieb)
Man muss die Erziehung auch ein bisschen nach den Hund richten. Würde ich Joy nicht die Möglichkeit geben, der "Gefahr" auszuweichen, würde es wieder ein Rückschlag geben. Bei Joy muss man mit viel Geduld arbeiten - aber es lohnt sich. :top:


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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Jun 2013, 20:07

Da habt ihr wirklich viel geleistet!
Durch Ausbildung gebrochene oder versaubeutelte Hunde sind nämlich auch keineswegs einfach ... genausowenig wie Straßenhunde.

Die meisten Menschen, die so ihren absolut lieben, leichtführigen Hund ohne Jagdtrieb aus dem Tierheim holen und dann ganz stolz sind, daß sie dem Hund innerhalb weniger Tage Stubenreinheit und Leinenführigkeit beigebracht haben, können sich meist gar nicht vorstellen, was es heißt, solch ängstliche, eingebrochene, ausbildungsresistent gewordene oder einfach nur fehlgeprägte Hunde zu führen - und welche Schwierigkeiten da auftreten! Sie glauben tatsächlich, nur weil sie Glück mit ihrem Hund hatten, läßt sich ihre Erziehungsweise auf alle anderen Hunde anwenden!
Man muss die Erziehung auch ein bisschen nach den Hund richten.
Kann ich nur voll und ganz unterschreiben!
Leider hapert es genau in diesem Punkt bei fast allen Problemhunden ...



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von WELLEN » Di 4. Jun 2013, 20:21

Mrs Rabbit hat geschrieben:Man muss die Erziehung auch ein bisschen nach den Hund richten.
Das würde ich auf jeden Fall auch so sehen. Was bei einem Hund leicht funktioniert, geht bei einem anderen vielleicht nicht und man muss etwas anderes machen. Oder was den einen ängstigt macht dem anderen nicht viel aus. Die Frage ist natürlich ob Frau Nowak das vorher schon weiß was sie anwenden muss. Aber sie scheint ja doch erfahren zu sein mit 6000 Hunden (denke es war diese Zahl?!).

Die ersten 10 Minuten fand ich jetzt das Einzige wo ich persönlich sagen würde sie hat den Hund gewaltsam gebändigt. Das fand ich jetzt auch nicht schön, aber es war für mich auch keine richtig tierquälerische Szene. Ich fand es noch im Rahmen ok. Das besitzer ihre Hunde so festhalten hab ich vielleicht schon zu oft gesehen und vielleicht bin dann ich selber darauf konditioniert das nicht so schlimm zu finden. Der Hund hat bei mir nicht ausgelöst, dass es ihm richtig schlecht dabei geht. Es war nicht schön, aber nicht schlimm. V.a. da sie dieses beruhigende Geräusch gemacht hat und ruhig war, glaub ich.

Naja, ich bin mal gespannt ob diese Sendung dann überhaupt ausgestrahlt wird.

Aufschreie gibt es ja ziemlich oft. Auch bei einer Sendung, die dem Frauentausch ähnlich ist (nur mit Herrchentausch) gab es Proteste. Oder wenn Rütters (der ja sehr nett ist) doch nicht so nett war.



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Selene » Di 4. Jun 2013, 20:36

WELLEN hat geschrieben:Die ersten 10 Minuten fand ich jetzt das Einzige wo ich persönlich sagen würde sie hat den Hund gewaltsam gebändigt. Das fand ich jetzt auch nicht schön, aber es war für mich auch keine richtig tierquälerische Szene. Ich fand es noch im Rahmen ok. Das besitzer ihre Hunde so festhalten hab ich vielleicht schon zu oft gesehen und vielleicht bin dann ich selber darauf konditioniert das nicht so schlimm zu finden. Der Hund hat bei mir nicht ausgelöst, dass es ihm richtig schlecht dabei geht. Es war nicht schön, aber nicht schlimm. V.a. da sie dieses beruhigende Geräusch gemacht hat und ruhig war, glaub ich.
Eine Gefahr, die ich hier sehe, ist die der Nachahmung. Stellen wir uns mal vor, die 14-jährige Tochter des Hauses, die diese Sendung gesehn hat und toll fand, meint es wahnsinnig gut und möchte dem Familienhund, der ein ähnliches Angstproblem hat, auf die gleiche Weise helfen wie Nowak mit Marcy umgegangen ist. Es gibt ja genug hundeunerfahrene Leute, die irgendwie an vorgeschädigte Hunde geraten. Hund gerät in Panik, Mädchen kann nicht halten, Hund beißt Mädchen ins Gesicht. Marcy hat ja auch ordentlich um sich gebissen. Das bezahlt der Hund unter Umständen mit seinem Leben. Das ist zwar nicht die Schuld der Methoden von Frau Nowak, aber für mich gehört da ganz klar eine Einblendung hin "Darf nur von Fachleuten durchgeführt werden". Und selbst dann gibt es wahrscheinlich immer noch genug Leute, die sich trotzdem daran versuchen.


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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Murx Pickwick » Di 4. Jun 2013, 20:53

Wenn das passiert, braucht das Mädel nicht mal Nowak zu sehen - das passiert dann nämlich auch beim Spaziergang! Wenn der Hund versucht abzuhauen, ist das Natürlichste für den Menschen, sich an der Leine festzuklammern - und da er sich im Geschirr besser festklammern kann als kleiner Mensch, wird er sich im Geschirr festklammern. Nur bleibt Mädel nicht ruhig, Hund dreht sich um, spuhlt sich immer mehr auf und beißt vor lauter Angst ...

Es gibt da also keine Mehrgefahr ...

Es müßte dann schon eher eingeblendet werden: Schaffen sie sich nur einen gut ausgebildeten Hund vom Züchter an und gehen sie mit diesem gut ausgebildeten Hund in fachliche Aufsicht!
Geben sie als Anfänger keinem Tierheimhund ne Chance - das kann tödlich enden!
Ist es tatsächlich das, was wir wollen?

sry, die Leute sollen gefälligst ihren gesunden Menschenverstand mal einstellen - wenn jemand unterwegs seinen Hund kaum halten kann, weil er unter einem ähnlichen Angstproblem leidet und dann draußen die Erfahrung macht, wenn er ins Geschirr greift, dreht der Hund sich um und beißt ihm in die Flossen, dann muß einfach der gesunde Menschenverstand von selbst anspringen, daß das vielleicht, wenn Frau Nowak nachgemacht wird, zu Schmerzen und Leiden am Hundeführer führen kann!



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Sasse » Di 4. Jun 2013, 21:48

Hi
Ich hab mir gestern Nacht noch ein interview von wdr mit nowak angesehen (der link oben ging nicht).
Ich finde, die filmausschnitte sahen sehr gut aus. Die Methode nach der sie arbeitet, scheint gut von den Hunden aufgenommen zu werden.

Ich muss zugeben, wenn ich "neue" ausbildungsmethoden sehe und sie gut finde, bin ich geneigt, das im kleinen rahmen mit leika auszuprobieren. Nur um zu erkennen, wie sie darauf reagiert.
Ein "hey" als Zeichen, dass es jetzt genug ist und sie mit dem bellen aufhören soll, kannte leika ja schon. Ich hab bisher aber noch nicht auf meine stimme geachtet. Also heute mal die Stimme dabei kontrolliert auf ein ruhiges "nein" von sinn und der Tonlage her. Sieheda, es hat viel besser geklappt als sonst!
Also beim Spaziergang dieses mal nur "komm" "hey" und "prima gemacht" verwendet. Leika hat es prima aufgenommen, wir haben mal wieder ein gescheites am-fuß-laufen hinbekommen, nicht nur so ein"gehampel.
Also, leika und mir scheint diese Technik zu liegen, ich werde mich dann mehr damit beschäftigen.
(Ich sollte dazu sagen, dass sie eine gefestigte Persönlichkeit hat und KEIN problemhund ist. Das einzige "Problem" das wir haben ist, dass leika recht dominant ist und man ihr nicht sonderlich viel durchlassen darf, weil sie das sonst ausnutzen wird)


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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von WELLEN » Di 4. Jun 2013, 22:42

Hier kann man noch mehr über Maja Nowaks Person sehen. Ich muss sagen, dass sie mir selber als Person sympathisch ist.
https://www.planet-wissen.de/sendungen/2013/04/16_hundefluesterin.jsp" onclick="window.open(this.href);return false;



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Sasse » Do 6. Jun 2013, 19:43

genau die habe ich gesehen, Wellen. Und ich finde die Sendung auch gut. Und wie du schon gesagt hast: sympathische Person.


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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Elli » Mo 10. Jun 2013, 13:44

Also ohne [url=http://konditionierung.net/]Konditionierung[/url] geht es ja nicht. Aber natürlich kann man da unterschiedlich vorgehen. Inwiefern Frau Nowak etwas so falsch macht, dass man dagegen eine Petition einreichen sollte, kann ich nur schwer beurteilen. Grundsätzlich würde ich aber sagen, dass sie keine Rahmen sprengt, bei dem es eindeutig geworden wäre. Wie sieht es denn mit der Langzeitprognose bei ihren Methoden aus? Sind da schon Hunde negativ aufgefallen? Oder ist sie wirklich so einzigartig, dass man tatsächlich auf von ihr trainierte Hunde warten müsste, also wie die sich in einiger Zeit verhalten würden?



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 10. Jun 2013, 14:28

Ich hab selbst bei einigen Hunden ähnliches angewendet, wie sie - ohne von ihr zu wissen, ich bin da genau wie sie von allein drauf gekommen. Die Hunde lernten dauerhaft und hatten gern mit ihren Haltern zusammengearbeitet, meist auch nach Jahren. Das war anders mit den Hunden, die ich nach den damalig üblichen Brachialmethoden oder reinen Konditionierungsmethoden ausgebildet hatte. Wenn da die Halter nicht immer wieder korrigiert hatten, hatten die Hunde relativ schnell "vergessen", was von ihnen verlangt wurde. Dazu kam, daß speziell die nach den alten Brachialmethoden ausgebildeten Hunde auch nicht sehr gern mitgemacht hatten - im Gegenteil, es war für sie stressige Arbeit, kein freudiges mit dem Halter zusammenarbeiten.

Wenn ich dann mit diversen anderen Größen des TVs vergleiche, wie Cesar, Rütters oder wie sie alle heißen, so arbeiten die größtteils nach den alten Brachialmethoden! Also müßte man da eigentlich eher dagegen Petitionen ins Leben rufen! Insbesondere Cesar hat mehrfach mit extrem scharfen Ausbildungsmethoden ängstliche Hunde von ihrer Angst "befreit", oder besser gesagt, ihnen tatsächlich die der Nowak vorgeworfene anerzogene Hilflosigkeit aufgezwungen. Man siehts auch an den Hunden, die sich danach zwar streicheln ließen und überall hin mitnehmen ließen, ohne gleich abzuhauen oder Streß zu machen, die aber nur noch mit hängenden Ohren und halbem Schwanzwedeln zur Beschwichtigung unterwegs waren!
Der von Nowak für ne vielleicht viertel Stunde festgehaltene Hund dagegen zeigte nach dieser Behandlung ein sehr interessiertes, lebendiges Mimikspiel - daß die Ängste, die dahinterstehen, nach einem Tag nicht weg sind, ist klar, aber der Erfolg ist deutlich sichtbar und spricht für Nowak ... ganz anders wie die eingebrochenen Hunde von Cesar und Co.



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von WELLEN » Mo 10. Jun 2013, 19:14

Ich kannte bisher jetzt keine anderen Hundetrainer außer den Rütters aus dem TV.
Hab ja selber keinen Hund und daher beschäftige ich mich nicht extra mit dem Thema. Aber ich hab die Sendung vom Rütters gern gesehen, weil so an sich interessiert mich das Thema schon.
Dann hab ich jetzt eben die Petition zu der Nowak bei facebook gesehen und mich gefragt warum die jetzt so unbeliebt ist. Bis jetzt find ich sie gut.

Im Zuge meiner Internetsuche bin ich jetzt auch auf den Cesar gestoßen und der ist ja schon krass im Vergleich zur Nowak. Der hat wohl doch eher die rabiaten Methoden drauf bei Hunden :shock: Also gegen den würd ich dann auch ne Petition unterschreiben.

Ich les jetzt grad das Buch von Maja Nowak " Die mit dem Hund tanzt"
Jaaaa, ich bin neugierig auf die geworden und will mir da ne Meinung bilden :lol:

Hab jetzt etwa die Hälfte durch. Sie beschreibt in dem Buch in kurzen Geschichten verschiedene Kunden mit ihren Hunden. Ich finde es liest sich ganz gut und man ist neugierig auf den nächsten "Fall".
Was mich erstaunt ist, dass sie nur Erfolge hat. Es scheint sie kann wirklich jedem Hund helfen. Wenn, dann scheitert es nur an den Kunden. Klar, dass sie so rüberkommen will, sonst kommt ja keiner mehr zu ihr in ihr Dog Institute, aber mich würde interessieren ob das denn auch in Wirklichkeit so ist.
Ich fände es also interessant, ob sie denn auch mal nichts machen/helfen konnte. Aber das hängt natürlich auch von den Haltern ab.

Dann schreibt sie in einer Geschichte, dass sie mit dem Hund "Tierkommunikation macht". Das fand ich jetzt auch etwas unglaubhaft was sie da schrieb.
Das mit den Energien nehm ich ihr eher ab ;)

Sie ist schon ziemlich überzeugt von sich und ich könnte mir vorstellen, dass sie etwas eingebildet rüberkommen kann. Aber für mich überwiegt noch der sympathische Teil. Ich finde auch ihr Leben spannend, v.a. wo sie in Lipowka war.
Sie hat eine starke Persönlichkeit und ich glaube die Hunde spüren das und schließen sich ihr gerne an.

Ich hätte jetzt noch eine Frage zur Hundehaltung an sich:

Nehmen wir an, man ist so wie Nowak beschreibt der Rudelführer (wenn man jetzt mal an dieses Modell glaubt) seines Hundes. Der Hund orientiert sich also an einem. So wie ich das verstehe macht das der Hund dann, wenn er eben spürt, dass dieser Mensch ihn bei Gefahr beschützen könnte. (oder vielleicht hab ich da einen Satz von ihr falsch interpretiert)
Meine Frage wäre jetzt, was denn passiert, wenn man mal angegriffen wird. Also, wenn ich jetzt als Frau z.b. auf einen Mörder oder Vergewaltiger treffe. Wenn ich jetzt der Rudelführer bin, denkt der Hund jetzt, dass ich ihn vor diesem Menschen schütze oder macht er das dann, weil er DOCH weiß, dass ich schwächer bin? :grübel:
Wie wäre das denn in einem echten Hunderudel?



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Re: Petition gegen Hundeflüsterin Nowak berechtigt?

Beitrag von Murx Pickwick » Mo 10. Jun 2013, 22:43

Nehmen wir an, man ist so wie Nowak beschreibt der Rudelführer (wenn man jetzt mal an dieses Modell glaubt) seines Hundes. Der Hund orientiert sich also an einem. So wie ich das verstehe macht das der Hund dann, wenn er eben spürt, dass dieser Mensch ihn bei Gefahr beschützen könnte. (oder vielleicht hab ich da einen Satz von ihr falsch interpretiert)
Meine Frage wäre jetzt, was denn passiert, wenn man mal angegriffen wird. Also, wenn ich jetzt als Frau z.b. auf einen Mörder oder Vergewaltiger treffe. Wenn ich jetzt der Rudelführer bin, denkt der Hund jetzt, dass ich ihn vor diesem Menschen schütze oder macht er das dann, weil er DOCH weiß, dass ich schwächer bin?
Wie wäre das denn in einem echten Hunderudel?
Mich hat eigentlich nur ein Hund verteidigt: Hassan, mein Jagdhund.
Allerdings lag das tatsächlich daran, daß er meine Führung nie voll anerkannt hatte ... er hatte sich im Grunde genommen selbst verteidigt.

Cyra, meine Schäferhündin hatte sich zwar auch zwischengestellt und hat zähnebleckenderweise Laut gegeben (sah äußerst gefährlich aus ... da waren selbst hartgesottene Figuranten vor zurückgeschreckt), wenn ich angegriffen wurde - aber wenn es hart auf hart kam, hat sie sich in den Hintergrund zurückgezogen und dort weitergebellt, sie hat von mir regelrecht erwartet, daß ich die Sache auflöse ... im Grunde genommen war sie trotz ihres gefährlichen Aussehens deutlich weniger gefährlich, wie Hassan, der wenn es hart auf hart kam, sofort zubiß und sich erst gar nicht mehr mit langatmigen Warngebell aufgehalten hatte.
Ich muß sagen, mir war Cyra lieber - sie war ne gute Abschreckung, aber ich konnte sicher sein, daß sie keinen Menschen verletzte. Sowas kann nämlich verdammt teuer werden und zudem auch noch das Leben des Hundes kosten, wenn er ne freundschaftliche Umarmung von hinten falsch versteht oder aber wenn man vor den falschen Richter gerät!
Cyra hat sich voll auf mich verlassen ... wo ich hinterher ziemlich fertig war, war der Tag, an dem ich Cyra einer sehr unsicheren Frau abends mitgegeben hatte als Schutz vor ihrem Ex, ich wußte, Cyra war zuverlässig - der Ex wurde handgreiflich gegenüber der Frau und Cyra machte etwas, was sie bei mir nie gemacht hätte - sie warnte nur kurz und zwickte dem Typen in die Hand! Sie wußte, sie konnte sich nicht auf diese Frau verlassen.
Das hatte mir damals sehr zu denken gegeben, ich hätte meine Hand für Cyra ins Feuer gelegt, daß sie genau dieses nie machen würde und nur abschreckend bellen würde!

Gegenüber anderen Hunden war das Verhalten bei den Beiden jedoch ganz anders, Cyra war sich nicht zu schade, sich mit ihren Hundefeinden zu prügeln - und da ernsthaft zuzubeißen! Dieses Miststück aus ner Beißerei zu holen, war alles andere wie einfach, wenn man sie dann endlich hatte, mußte man aufpassen, daß sie sich nicht loswand, um dann wieder anzugreifen. Da war Hassan wieder der Zuverlässige, ihn konnte ich sogar notfalls aus Beißereien rausrufen, wo er angegriffen wurde. Er erwartete dann allerdings auch, daß ich mir den Gegner selbst greife und dafür sorge, daß Hassan ungeschoren entkommen kann.

Ähnliches Verhalten hab ich auch immer wieder bei anderen Mensch-Hund-Gruppen beobachten können ... je mehr die Hunde die Führung anerkannten, desto unwahrscheinlicher war es, daß sie im Ernstfall Menschen angriffen! Ausnahmen machten hier die typischen Wach- und Herdengebrauchshunde, wie russischer Owtscharka und ähnliche (wobei man bei diesen Hunden argumentieren kann, daß diese so eigenständig agieren, daß sie eine Führerschaft durch den Menschen per se nicht anerkennen bzw es sehr, sehr schwierig ist, die Führung zu übernehmen)
Das heißt - es gab da noch eine Ausnahme!
Die ausgebildeten Sportschutzhunde, die meist ihr Leben im Zwinger verbringen mußten, oft genug allein ... diese Hunde waren zwar ausgebildet, auf Befehl anzugreifen, taten dies jedoch recht zuverlässig nur, wenn da auch ein Schutzhundeärmel war, in den man beißen konnte. Bei einem ernsten Angriff auf die Hundeführer standen die Hunde nur dämlich daneben und hatten selbst dann geruhsam zugeschaut, wenn der Hundeführer das Angriffssignal gab ... nach Nowak wäre das erklärbar, daß diese Hunde zwar versklavt waren und gehört hatten, weil sie Angst vor der Auswirkung von angespitztem Stachelhalsband und ähnlichen Folterinstrumenten hatten, aber die Führung in dem Sinne hatten sie nie angerkannt, sondern nur die Gewaltverteilung ... tja, und wenn dann mal Herrchen oder Frauchen angegriffen wurden, dann standen die Hunde vermutlich nach Nowaks Erklärung lächelnd daneben, frei nach dem Motto: "Siehste mal, wie das ist, verprügelt zu werden! Hehehehehehehe!"

Ein ganz anderes Verhalten zeigten die meisten Hunde innerhalb meiner zusammengewürfelten Meute ... also vielen Hunden, geführt durch mich. Gab es da ein Jagdsignal oder ein Angriffssignal, gingen die Hunde los ... und ich hab wirklich alles getan, um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, da dieses Signal durch die ranghohen Hunde ausgelöst werden konnte. Hieß also, aufpassen wie Schießhund, wer einem entgegenkam, wo Wild sein könnte und notfalls die Dreierriege (meine Cyra und zwei sehr ranghohe Pudelhündinnen, die ich meist mit beihatte) an die Leine nehmen ... der Rest der Gruppe spurte dann zuverlässig, auch vor Wild und einschließlich der drei Afghanen, die ab und an mit bei waren.
Nach Nowak hätte diese Dreierriege meine Führung nicht voll anerkannt - sie könnte recht haben, denn ich hab mich auf die Dreierriege verlassen, sie waren meine Verbindung zu den oft recht großen und zusammengewürfelten Hundemeuten, die ich durch den Norden von Berlin führte.
In dem Sinne wäre nun interessant zu wissen, ob Cyra, wenn die Pudelhündinnen nicht bei waren, auch Angriffssignal gegeben hätte oder sich auf mich verlassen hätte - ich hatte es ja nie ausprobiert, nachdem ich wußte, daß es so war. Nach Nowak hätte Cyra alleine kein Angriffssignal geben dürfen, sondern sich auf mich verlassen müssen ... ebenso beim Jagdsignal, nachdem sie lernte, mit mir gemeinsam zu jagen, davor hätte sie Jagsignal geben müssen.

In der Meute gab es noch eine äußerst unangenehme Eigenschaft von ängstlichen Hunden ... ausgerechnet diese Hunde, die wegen jedem und allem sich ins sprichwörtliche Höschen machten, genau diese Hunde waren es, die in Streßsituationen gleich welcher Art in der Meute plötzlich von ganz hinten nach ganz vorne preschten und unkontrollierbar zuzwickten! Auch hier mußte ich aufpassen, daß es gar nicht erst dazu kam, egal in welcher Situation.
Allerdings ließe sich auch dieses Phänomeen mit der Argumentation von Nowak erklären, denn diese Hunde wären nach ihrer Argumentation so unsicher und ängstlich, eben weil sie die Führung nicht anerkannten!
Also wird auch das wieder logisch ...
Und was dann auch gerade bei diesen Hunden zu beobachten war - ein Zwischenstellen (ähnlich wie in dem Film von Nowak gezeigtes Zwischenstellen zwischen Futter und Hund, um die Futterverweigerung beizubringen) zwischen diesen von hinten nach vorne preschenden ängstlichen Hunden und dem Stressor vorne reichte meist aus, um sie wieder ans Ende der Meute zu schicken, da brauchte es nicht mal Worte ... also auch wieder etwas, was eher für Nowak spricht, wenn sie sagt, daß wenn man dem Hund klarmacht, daß man selbst die Situation in die Hand nimmt, verläßt sich der Hund auf einen und wird nicht mehr selbst angreifen.

In dem Zusammenhang gibt es noch eine Sache, die man immer wieder lesen kann - wenn Hunde ausbüxen oder verlorengehen, werden sie scheu ... kann ich nicht bestätigen, als ner ehemaligen Kundin von mir ihr Rüde wegen einer läufigen Hündin abhanden kam und sich nicht mehr einfangen ließ, war ich nach vier Tagen seiner neugewonnen Freiheit nur in die Nähe gebracht worden, wo er zuletzt gesehen wurde und hatte ihn gerufen - er kam nach einer Weile absolut erleichtert und freudestrahlend (und total außer Atem) an!
Da war nix von Scheuheit und so!
Ich glaub da nicht an die Geschichte, daß Hunde mit Bindung zum Menschen "plötzlich" scheu werden und die Bindung nicht mehr besteht - es wird vielmehr so sein, daß die Bindung nie bestanden hatte oder die Hunde sogar Angst vor Strafe haben!
Und auch diese Geschichte paßt in die Theorien von Nowak - die Hundebesitzerin war einfach panisch, daß ihr Hundi nicht zurückkam und dementsprechend panisch hat sie auch gerufen. Ich ging da sehr viel souveräner ran, war ja nur ein Versuch und zudem nicht mein eigener Hund ... da hatte der Rüde wohl mehr Vertrauen drin.
Also widerspricht selbst das nicht Nowaks Theorien ...

Man kann allerdings auch Hunde dazu bringen, selbst auf Befehl anzugreifen, das zeigen immer wieder einige K9-Schulen weltweit. Die Hunde sind allerdings dann in jeder Situation auch abrufbar! Es ist also nicht der Hund, der nun bestimmt, Mensch wird angegriffen, also greife ich ein und verteidige meinen Menschen, sondern es ist vielmehr so, daß sie auf das Angriffssignal warten und dann angreifen - und sofort aufhören, sobald das Abbruchsignal kommt! Die Führerschaft wird anerkannt und dennoch verteidigen diese Hunde ihren Hundeführer.

Zwar wird hier sehr viel mit den althergebrachten Brachialmethoden gearbeitet, allerdings hat mind. eine amerikanische K9-Schule gezeigt, daß selbst Wölfe und Wolfsmischlinge zu diesem Verhalten gebracht werden können! Diese sind jedoch mit den Brachialmethoden nicht ausbildbar, die macht man da eher kaputt mit ...



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